Arthrose-Gelenkverschleiß – Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Der Gelenkverschleiß ist eine der häufigsten Diagnosen in der orthopädischen Praxis. Knie- und Hüftgelenk sowie Hände sind besonders häufig vom Verschleiß betroffen, aber auch alle anderen Gelenke können durch Schmerzen und Bewegungseinschränkung die Lebensqualität des Patienten verringern.
Typisch für den Gelenkverschleiß ist ein Anlauf- und Belastungsschmerz, vor allem morgens und nach längerer Belastung, der häufig mit einer Steifheit einhergeht. Nach dem morgendlichen Einlaufen verbessern sich Schmerz und Steifheit meist, bevor nach längerer Belastung erneut Schmerzen auftreten können. Im fortgeschrittenen Stadium klagen die Patienten auch über Ruhe- und Nachtschmerzen.
Die typische Bewegungseinschränkung resultiert aus der Summe der Reduktion des Knorpels im Gelenk und den Veränderungen der Gelenkkapsel, der umgebenen Sehnen und Muskulatur.
Diagnostiziert wird ein Gelenkverschleiß durch die sorgfältige Befragung des Patienten, der körperlichen Untersuchung und ggf. einem Röntgenbild.
Es gibt vielfältige Therapieansätze. Ein normales Körpergewicht und Bewegung, die nicht zur übermäßigen Belastung oder Fehlbelastung führt, sorgen oft für eine Schmerzreduktion. So eignen sich Sportarten, die bei Entlastung des betroffenen Gelenkes durchgeführt werden, wie z. B. Fahrradfahren oder Schwimmen. Aber auch Laufen auf weichen Untergründen wie Waldboden oder Rasen ggf. mit Unterarmgehstützen oder Walking-Stöcken helfen bei der Entlastung.
Physikalische Maßnahmen wie Eis/Kälteanwendungen bei akuten Schmerzen oder Schwellungen und Wärmeanwendungen an der umgebenen Muskulatur werden als angenehm und entlastend empfunden. Physiotherapie oder ggf. Akupunktur sind wichtige begleitende Therapien. Akute Schmerzen und stark entzündlich verändertes Gewebe im akuten Schub einer Arthrose können vorübergehend mit Schmerzmitteln der Stoffgruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika behandelt werden, sofern keine Einwände dagegensprechen (wie z. B. bestimmte Erkrankungen des Herzens oder des Magen-Darm-Traktes oder Störungen der Blutgerinnung).
Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichend für Linderung sorgen, können Injektionsbehandlungen in das betroffene Gelenk in Betracht gezogen werden. Dabei unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei verschiedenen Therapien. Für leicht- und mittelgradigen Gelenkverschleiß sind gute Erfolge zu verzeichnen mit einer Injektionsbehandlung mit „autologem konditioniertem Plasma“. Dabei bedeutet „autolog“, dass körpereigene Flüssigkeit injiziert wird. „Konditioniert“ bedeutet, dass die Flüssigkeit, in diesem Falle das vorher aus der Armvene entnommene Blut, durch Zentrifugation und Verhinderung der Koagulation behandelt wird, um aus dem Blut das Plasma zu extrahieren. Dann wird das Plasma mit den darin enthaltenen Blutplättchen unter sterilen Bedingungen in das Gelenk gespritzt, wo dann die entzündungshemmenden und wachstumsfördernden Bestandteile am Knorpel und der oft entzündlich veränderten Schleimhaut wirken können.
Diese Therapie wirkt auch sehr gut an überlasteten oder chronisch entzündeten Sehnen wie beim Tennisellbogen, der Achillessehnenreizung und bei Muskelverletzungen. Bei mittel- oder auch schwergradigen Veränderungen des Gelenkknorpels können die Schmier-, Stoßdämpfer- und Ernährungsfunktion der Gelenkflüssigkeit durch Hyaluronsäure-Injektionen verbessert werden. Injiziert wird klassischerweise 3 – 5-malig im wöchentlichen Abstand.
Nur bei sog. Therapieresistenz, also beim nicht Anschlagen der Therapien und bei ausgesprochenem Wunsch des Patienten sollte eine Operation mit Implantation eines künstlichen Gelenkes in Erwägung gezogen werden. Entscheidungsträger ist dabei immer der Patient unter Abwägung der Vorteile für seine Lebensqualität und der Risiken.
Dr. Lisa Buddrus
In Deutschland und Portugal zugelassene
Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie
mit Diplom in osteopathischer Medizin.
Praktiziert im Deutschen Facharztzentrum in Carvoeiro
und im Family Medical Centre in Vale do Lobo