Alte und neue Rebstöcke, bahnbrechende Önologen nebst Leidenschaft und Hingabe sind die Zutaten der Weine Malaca. Das Familienunternehmen Quinta da Malaca führt die Arbeit des verstorbenen Großvaters fort und hat große Pläne für die Zukunft
Die Weinberge liegen nur knappe zwei Kilometer vom Atlantik entfernt. Somit sind sie eventuell die südlichst gelegenen der Region. Sie befinden sich im Sítio da Malaca, zwischen der Nationalstraße EN 125 und der regionalen M526, östlich von Pêra. In der Ferne sieht man den Praia Grande. Die Familie Cabrita besitzt zudem Rebstöcke nördlich der EN 125 bei Pêra sowie in Vale de Parra nur 600 m vom Meer entfernt. Einige von ihnen wurden vor 60 Jahren vom Großvater angebaut, andere setzte Luís Cabrita selbst. Mittlerweile sind es fast 30 Hektar.
Als er 2010 zusammen mit seinem Vater und seinen Geschwistern beschloss, das Werk seines Großvaters fortzuführen, stand eines fest: Sie wollten die Tradition des Weinbaus in der Familie erhalten, aber auf moderne Produktionsmethoden setzen. In diesem -Sinne vereinten sie ihre Kräfte mit denen der Önologen des Beratungsunternehmens Wine ID und mit dem Weingut Quinta da Vinha nahe Silves, in dessen modernem Weinkeller einige der besten Labels der Algarve gekeltert werden. Während Luís bereits den Bau eines eigenen Weinkellers anpeilt, hofft er, sich noch lange auf die Unterstützung von Joana Maçanita von Wine ID verlassen zu können, die eine der führenden portugiesischen Önologen ihrer Generation ist. Ein weiterer Önologe des Beratungsunternehmens ist ihr Bruder António Maçanita, der letztes Jahr zum „Önologen des Jahres“ gekürt wurde und unter anderem dafür bekannt ist, dass seine Weißweine aus dem Alentejo und von den Azoren von dem renommierten US-amerikanischen Fachmagazin The Wine Advocate, das vom bekannten Weinkritiker Robert Parker herausgegeben wird, stets über 90-Punkte erhalten. In der Algarve berät Wine ID neben Quinta da Malaca fünf weitere Weinproduzenten. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Weine alle gleich sind, denn bei Wine ID geht es darum das Potential, das jedes Terroir und jeder Produzent bieten kann, zu zeigen.
Stolz führt mich Luís durch die Rebstöcke. Die alten wurden im Buscherziehungssystem angepflanzt, bei dem die grünen Triebe von kurz angeschnittenen Zapfen während der Vegetationszeit öfters gewipfelt werden, damit sie nicht zu lang werden. Dieses System eignet sich vor allem für niederschlagsarme Weinbaugebiete. Die neuen Rebstöcke wachsen hingegen im Spaliererziehungssystem mit Drahtrahmenunterstützung, das weltweit verbreitetste Erziehungssystem bei der Keltertraubenerzeugung. Neben der autochthonen Negra Mole wachsen und gedeihen dort auch die Rebsorten Crato Branco, Castelão, Aragonês und Moscatel sowie Sauvignon Blanc und – überraschenderweise – Riesling. Luís dürfte der einzige Weinproduzent der Region sein, der diese als Aushängeschild des deutschen Weinbaus geltende Rebsorte anbaut. Er war auch der erste, der, auf Anraten der Maçanita-Geschwister, Sauvignon Blanc in der Algarve pflanzte. Eine Entscheidung, die sich als richtig erwies, denn gleich der erste Jahrgang erhielt die Silbermedaille beim Concours Mondial du Sauvignon 2015. Dies ist allerdings nicht der einzige Malaca-Wein, der ausgezeichnet wurde. Vor allem sein trockener Rosé aus Castelão und Negra Mole wird immer wieder sowohl auf regionaler als auch auf landesweiter Ebene gekürt.
Weitere Weine im Portfolio von Malaca sind der Malaca Reserva Sauvignon Blanc, der mit nur 500 Flaschen pro Jahr der exklusivste Wein der Marke ist, der Malaca Branco aus Crato-Trauben, der Malaca Castelão, der ebenfalls mehrmals ausgezeichnete Malaca Reserva Tinto aus Aragonês und der Vale de Parra, das jüngste Erzeugnis und der erste Verschnitt der Marke, aus Negra Mole, Castelão und Aragonês.
In neun Jahren stieg die jährliche Produktion von 6.500 auf 60.000 Flaschen. Es werden auf jeden Fall noch einige hinzukommen, denn aus dem Riesling wurde noch kein Wein gekeltert. Wie wird wohl ein Riesling aus der Algarve schmecken? Doch dies ist nicht der einzige Grund, warum man die Quinta da Malaca im Auge behalten sollte. Luís hat auch Pläne im Bereich des Önotourismus. Bis es soweit ist, kann man schon einmal seine Weine genießen. Erhältlich sind sie unter anderen bei Apolónia und Intermarché sowie in vielen Restaurants der Region.
Text und Fotos: Anabela Gaspar in ESA 10/2019