Dieter Morszeck machte die Aluminiumkoffer des Familienunternehmens Rimowa zu einem Lifestyleprodukt und globalem Statussymbol. Heute kümmert er sich um seine Stiftung und um sein Weingut im Alentejo
Im Januar 2017 verkaufte Dieter Morszeck einen Anteil von 80 Prozent seines Koffer-Unternehmens an den französischen Luxusgüterkonzern LVMH. Nach dem Verkauf hätte sich der Kölner Unternehmer eigentlich zur Ruhe setzen können. Die Entwicklungsgeschichte der Koffer-Kultmarke zeigt jedoch, dass er nicht der Typ ist, der zu Hause untätig auf dem Sofa sitzt. Er gründete eine Stiftung mit den Schwerpunkten Luftrettung, Forschung, Bildung und Kinder und erfüllte sich mit dem Kauf der Quinta do Paral nahe Vila de Frades bei Vidigueira den Traum eines eigenen Weinguts. An der Entscheidung zum Kauf war sein Sohn Thomas Morszeck, Diplom-Agraringenieur, nicht ganz unbeteiligt. Er war derjenige, der die Weinregion Vidigueira erkundete und bei Vila de Frades einen Weinberg mit über 40 Jahre alten Reben kaufte. Als sein Vater einige Monate später die Region besuchte und sich ihm das 85 Hektar große Weingut Quinta do Paral anbot, zögerte er keine Sekunde.
Neben den 40 Hektar großen Weinbergen innerhalb der Quinta, haben Vater und Sohn weitere 12 Hektar traditionsreicher Weinberge bei Vila de Frades gekauft. Ein wahrer Schatz, denn dort finden sich autochthone Rebsorten des Alentejo, die den Weinen eine besondere Note verleihen. So beispielsweise die Weißweinrebe Antão Vaz, die bis vor einigen Jahren nur rund um Vidigueira zu finden war und für die ansprechende Mineralität der Weine verantwortlich ist, oder die Rotweinrebe Tinta Grossa, die kurz vor dem Aussterben stand, doch rechtzeitig von Winzern, wie Dieter Morszeck, die Wert auf Tradition legen, gerettet wurde.
Ausschlaggebend bei der Erzeugung von Qualitätsweinen ist selbstverständlich das Terroir und Vidigueira liegt in einem Gebiet des Alentejo, das besondere Boden- und Klimaeigenschaften aufweist. Experten sagen, dass das Gebiet dank des Schutzes der Serra de Portel ein milderes Klima genießt, das für eine vollständigere und homogenere Reifung sorgt, was wiederum Trauben hervorbringt, die ausgewogenere Moste und frischere und aromatischere Weine ergeben. Dieses einzigartige Terroir, mit Böden aus Schiefer, Granit, Lehm und Kalk, verleiht auch den international renommierten Sorten, die zur Abrundung der Weine aus dem Hause Quinta do Paral ihren Platz in den Cuvées finden, einen besonderen Charakter. Auch die Handlese, der akkurate Umgang mit der Rebe sowie die strikte Ertragsreduzierung, modernste Kellertechnik und die Auswahl von adäquaten Holzfässern sind entscheidend, um Spitzenweine zu keltern.
Zudem wird das Thema Nachhaltigkeit im Betrieb konsequent verfolgt. Einerseits wird integrierter Weinbau – auch naturnaher oder umweltschonender Weinbau genannt – praktiziert. Das heißt, wirtschaftliche, ökologische und toxikologische Aspekte werden zusammengeführt, um durch gezielte Maßnahmen dem Krankheits- oder Schädlingsbefall der Reben vorzubeugen. Des Weiteren schloss sich die Quinta do Paral dem von der regionalen Weinkommission des Alentejo ins Leben gerufenen Nachhaltigkeitsprogramm PSVA an. Ein in Portugal einzigartiges Projekt, dessen Ziel es ist, durch nachhaltige Praktiken in Weinbergen und Weinkellereien die natürlichen Ressourcen zu schützen und aufzuwerten, Produktionskosten und Abfall zu reduzieren, die Umwelt zu schützen und das Wohlergehen der Gesellschaft im Allgemeinen zu verbessern. Dieses Programm wurde Ende 2019 beim europäischen Wettbewerb für ländliche Innovationen EURIC, als einer von 15 „Botschaftern für ländliche Innovation“ ausgezeichnet.
Der wichtigste Verbündete der Familie Morszeck vor Ort ist der Önologe Luís Morgado Leāo, der schon vorher für das Weingut tätig war und auf 20 Jahre Erfahrung zurückblickt. Dank seiner handwerklichen Präzision und ausgeprägter Leidenschaft für die Weinproduktion, gelingt es dem Kellermeister, den Reinsortigen und Cuvées von Quinta do Paral einen unverwechselbaren Charakter zu verleihen.
Zu den Top-Weinen zählen die Vinhas Velhas, gewonnen aus 40 Jahre alten Rebstöcken, die durch einzigartige komplexe Aromenvielfalt bestechen. Der Vinhas Velhas Branco 2017 ist ein Verschnitt aus den autochthonen Rebsorten Antão Vaz und Perrum und zeigt auf eindrucksvolle Art, dass der Alentejo nicht nur gute Rotweine hervorbringt. Beim Vinhas Velhas Tinto 2017 handelt es sich um ein Cuvée aus Aragonez und Tinta Grossa. Der Colheita Selecionada Tinto 2017 hat bereits sechs Goldmedaillen erhalten. Vier Rebsorten sind für das gekonnte Cuvée zuständig: Syrah, Touriga Nacional, Alicante Bouschet und Cabernet Sauvignon.
Die Jahresproduktion beträgt 150.000 Flaschen, die aber in naher Zukunft gesteigert werden soll. Daher ist auch ein neuer Weinkeller im Bau, in dem neben den Edelstahlbehältern für die Fermentation und den Eichenfässern für die Reifung, auch talhas ihren Platz haben werden. Dabei handelt es sich um bis zu zwei Meter hohe Tonamphoren, in denen bereits die Römer Wein ausbauten. Ein Beweis dafür sind die römischen Ruinen von São Cucufate, nahe Vila de Frades. Bis heute wird vor allem rund um Vidigueira der Weinausbau in Amphoren mit besonderer Hingabe betrieben.
Ebenfalls im Bau befindet sich ein weiterer Bestandteil von Dieter Morszecks portugiesischem Traum: Ein Boutique Hotel im alten Herrenhaus des Weingutes. Die Quinta do Paral – die zu Beginn eigentlich Peral hieß, aber wohl dank der speziellen Aussprache der Alentejanos irgendwann in Paral umgetauft wurde – gehörte im Laufe der Jahre verschiedenen aristokratischen Familien. Zuletzt lebte dort in den 1960er Jahren die Gräfin von Santar, D. Maria Teresa Lancastre de Melo Vasconcelos e Sousa. Der Buchstabe P mit einer Krone, der das Etikett der Weinflaschen schmückt, wurde bei Arbeiten auf dem Weingut auf einem alten Grenzstein entdeckt. Normalerweise stehen auf solchen Steinen nur die Initialen des Namens und Vornamens, die Krone verweist darauf, dass die Eigentümer aristokratischen Ursprungs waren.
Das Hotel wird über 18 Suiten, eine weitläufige und üppige Gartenanlage mit kleinen Seen und Innenhof mit Wasserbecken im maurischen Stil verfügen. Eine Weinbar und ein Restaurant sind ebenfalls geplant. Dort sollen Gäste aus der ganzen Welt die Ruhe finden, die bei Dieter Morszeck dazu führte, sich in das Weingut zu verlieben.
Mit dem Engagement, der Kreativität und der Beharrlichkeit, mit der der Unternehmer die Rimowa Kofferwerke zu einer Kultmarke formte, widmet er sich nun seinen Weinen. Er und sein Sohn sind sich einig: Portugal ist für sie das Land, welches in Bezug auf Qualitätsweine in den nächsten Jahren einen weitaus höheren Stellenwert einnehmen wird. Sowohl die erstklassigen Böden als auch die alten autochthonen Rebsorten bergen für sie ein enormes Potenzial.
Text: Anabela Gaspar
Veröffentlicht in ESA 09/2020
Quinta do Paral
Vidigueira
(Faro – Vidigueira 167 km)
Mob. 963 831 891
Tel. 284 441 620
loja@quintadoparal.com
bomdia@quintadoparal.com
www.quintadoparal.com