Das Museu do Traje in São Brás de Alportel ist landesweit eine Referenz
Das Museu do Traje in São Brás de Alportel wurde 1982 gegründet und ist mittlerweile weit mehr als ein Museum. Es beherbergt ebenfalls ein Kulturzentrum und ein Archiv. Die lokale und nationale Geschichte durch Trachten zu erzählen, ist lediglich ein Teil seiner Funktion.
„Wir haben eine der größten historischen Trachtensammlungen landesweit und sind stark in Bereichen wie regionale Ethnografie“, erklärt Emanuel Sancho, Direktor des Museums. Das Museum hat zwei sehr wichtige Sammlungen: Die der Trachten und der Textilien mit circa 7.000 Objekten und die ethnografische, mit mehr als der doppelten Zahl an Exponaten, unter denen Sancho den traditionellen bioco hervorhebt, einen verhüllenden Umhang für Frauen.
Doch es gibt viele andere Gründe, die dieses Museum besonders machen. Das Museum ist weder städtisches noch Staatseigentum, es gehört der Wohltätigkeitsinstitution Santa Casa da Misericórdia und somit zu den zehn Prozent der portugiesischen Museen, die von Institutionen, Unternehmen oder Privaten geführt werden. „Ich habe eine kleine Studie durchgeführt und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass unser Museum unter der Leitung des Staates oder des Rathauses mindestens 35 Angestellte haben würde. Wir sind jedoch lediglich drei”, so Sancho. „Trotzdem ist unser Angebot und unser Programm so gut oder sogar besser als das anderer Museen mit mehr Personal.“ Dazu tragen vor allem die 800 Freiwilligen des Museums bei.
Was das Museum von anderen auch unterscheidet, ist, dass es der sozio-museologischen Bewegung angehört. „Das bedeutet, dass wir den Personen mehr Wert als den Objekten geben“, erklärt Sancho. Eine Hierarchie gibt es nicht. Direktor, Angestellte und Freiwillige arbeiten täglich Seite an Seite. „Es sind diese Kooperation und dieser Respekt, die uns einzigartig machen“, so Sancho, der erklärt, Akademiker aus der ganzen Welt besuchten das Museum, um seine Dynamik zu studieren.
Amigos do Museu – eine treibende Kraft
Im Laufe des Jahres finden im Museum eine Vielzahl an Aktivitäten statt – die meisten in einer fremden Sprache. Zuständig dafür ist die Gruppe Amigos do Museu. Eine bunt gemischte „multinationale, multikulturelle Organisation, die vielerlei kulturelle und gesellige Veranstaltungen ausrichtet“, wie sie auf der Internetseite www.amigosdomuseu.com beschrieben wird. Monatlich werden dort circa 30 Veranstaltungen angeboten. Besonders am Programm ist auch, das es nicht nur für jeden Geschmack geeignet ist, sondern das Publikum differenziert anspricht: deutsch-, englisch- und portugiesischsprachige Besucher sind willkommen.
Zu den über 800 Mitgliedern zählen unter anderen Deutsche, Engländer, Portugiesen, Niederländer und Schweden. Ihr gemeinsames Ziel ist es, das Museum zu dynamisieren und somit das Kulturangebot des Bezirks breiter zu fächern, aber auch Menschen zusammenzubringen. Die Interessen der Mitglieder sind weit gespannt: Kunst, Literatur, Tanz, Musik, Fotografie, Theater, Kino. Großer Beliebtheit erfreut sich die Theatergruppe des Vereins Aperitivo und auch der Chor Amigos do Museu ist erfolgreich. Derzeit sind 30 Gruppen aktiv, die Konzerte, Vorträge, Ausstellungen und unterschiedliche Kurse wie zum Beispiel Englisch-Kurse und Malklassen, organisieren.
Engrenagens do Tempo – 30 Jahre Geschichte
Bis 2021 ist im Museum die Ausstellung Engrenagens do Tempo („Räderwerk der Zeit“) über die soziale und politische Realität der Gemeinde von 1900 bis 1930 zu sehen; von der Monarchie bis zur ersten Republik, dem Ersten Weltkrieg und der Nachkriegszeit.
Eines der interessantesten Stücke der Ausstellung befindet sich gleich im ersten Raum: Es handelt sich um ein altes Uhrwerk des Turms der Hauptkirche von São Brás de Alportel aus dem Jahr 1920. Der Direktor erklärt, wieso dieses Stück so bedeutungsvoll ist: „Das Uhrwerk wurde 1902 installiert und blieb 1932 stehen. Somit begleitete es das Leben der Stadt während der Zeitspanne, die diese Ausstellung darstellt.“
Ebenfalls hervorzuheben ist die Darstellung eines Schützengrabens aus dem Ersten Weltkrieg, in dem einige Repliken der Uniformen der 114 Soldaten aus São Brás zu sehen sind, die im Krieg dienten, sowie andere Kriegsobjekte.
Diese Zeitreise ist umso beeindruckender, weil der Besucher stets mit einem Kontrast zwischen historischen und modernen Elementen wie Graffiti und anderen modernen Kunstobjekten konfrontiert wird und die Ausstellung teilweise interaktiv ist. Zudem gibt es einen 300-seitigen und zweisprachigen Katalog für all die, die ihre Kenntnisse über diese Zeit und die ausgestellten Stücke vertiefen möchten.
Für die Zukunft wünscht Sancho, dass das Museum „weiterhin ein Treffpunkt und ein Ort der Freiheit und der Kreativität bleibt und eine wichtige Rolle im Leben der Gemeinde spielt.“
Museu do Traje
Rua Dr. José Dias Sancho 61
São Brás de Alportel
Tel.: 289 840 100
geral@museu-sbras.com
www.museu-sbras.com
Geöffnet:
Mo – Fr 10 – 13 Uhr, 14 – 17 Uhr
Sa, So u. Feiertage 14 – 17 Uhr
Eintritt: Euro 2 (ab 12 Jahre)
Text: Sara Alves, Fotos: Hélio Ramos in ESA 11/2019