In Faro schießen Souvenir-Geschäfte wie Pilze aus dem Boden. Sardinha de Papel ist eines der ältesten, unterscheidet sich von anderen aber vor allem, weil dort ausschließlich handgefertigte Produkte von lokalen Künstlern und Kunsthandwerkern zu finden sind, die sich gemäß dem Motto „gemeinsam sind wir stärker“ zusammenschlossen
Sardinha de Papel wurde vor sieben Jahren ins Leben gerufen. Damals suchte Vera Pinheiro eine Verkaufsstelle, wo sie ihre handgefertigten Produkte, die sie am Wochenende auf Messen und Märkten in der Region verkaufte, unter der Woche anbieten konnte. Auf den Märkten lernte sie andere Kunsthandwerker kennen, die das gleiche Ziel verfolgten. Doch die Mietpreise waren zu hoch, sodass sie nur davon träumen konnten. Bis der Verein Faro 1540, der sich für die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung der Hauptstadt der Algarve einsetzt, zusammen mit dem Rathaus von Faro und dem Verein für die wirtschaftliche Entwicklung der Altstadt von Faro den Wettbewerb „Estamos na Baixa!“ organisierte. Interessenten mussten ihr Konzept vorlegen, um sich für leerstehende Geschäfte zu bewerben. Die Gewinner profitierten im ersten Jahr von niedrigen Mieten. Vera Pinheiro und zwei Kolleginnen waren unter den fünf glücklichen Gewinnern und durften in die Räumlichkeiten in der Rua Conselheiro Bívar, einer der Parallelstraße zum Yachthafen, einziehen. Gut gelaunt berichtet Vera, dass sie natürlich auch nicht über die finanziellen Mittel verfügten, um den Laden einzurichten. „Aber Not macht bekanntlich erfinderisch“, so Vera. Die drei Frauen krempelten die Ärmel hoch, strichen die Wände, recycelten alte Möbel und bauten neue Regale. Mit der Zeit kamen immer mehr Kunsthandwerker und Künstler hinzu und sie gründeten den Verein Sopro de Vista.
Ziel des Vereins ist, neben dem Verkauf der Produkte der circa 25 Mitglieder, die abwechselnd im Laden anzutreffen sind, auch die Kulturförderung. Vera Pinheiro erklärt: „Einerseits kann man bei Sardinha de Papel Kunsthandwerk und Keramik sowie andere Produkte, meistens aus recycelten Materialien, zu fairen Preisen kaufen, andererseits eine Ausstellung von Fotografien oder Gemälden sehen oder ein Konzert genießen. Zu bestimmten Anlässen und Feierlichkeiten, wie dem städtischen Feiertag oder dem 25. April, organisieren wir auch thematische Ausstellungen und Vorträge. Hinzu kommen regelmäßige Veranstaltungen mit DJs.“
Wiederverwertung ist ein Bereich, auf den sie großen Wert legen. „Etwas anderes macht heutzutage auch keinen Sinn“, so Vera. Das Angebot reicht von Taschen über Magnete mit Algarve-Motiven, Schmuck und Keramikstücken. „Es sind einzigartige Objekte, die sowohl von Otto Normalverbrauchern, als auch von Kunstliebhabern, Naturfreunden, Touristen und vielen anderen geschätzt werden, die den Mehrwert dieser Objekte auf einem Markt erkennen, der von Massenprodukten beherrscht wird“, so Vera. Selbst die Tüten und Boxen, in denen die Produkte verpackt werden, sind aus Altpapier und Kaffeetüten gebastelt.
Ebenfalls großen Wert legen sie auf das Konzept des fairen Handels, bei dem der Löwenanteil des Endverkaufspreises, dem „Erzeuger“ beziehungsweise dem Hersteller zugute kommt, anstatt den Mittelsmännern.
Genauso erfinderisch, wie sie beim Kreieren ihrer Kunsthandwerke vorgehen, waren sie auch zu Beginn der Aktivität von Sardinha de Papel, um Kunden anzulocken. „Heute befinden sich einige der trendigsten Restaurants und Bars der Stadt in dieser Straße, was dazu führt, dass reger Kundenverkehr herrscht. Aber damals waren wir praktisch das einzige Geschäft und es vergingen Stunden bevor jemand vorbei lief“, erinnert sich Ana Palmeiro, Mitglied von Sopro de Vista. Zusammen mit der Universität der Algarve, dem lokalen Verein der Designer und anderen, organisierte Sopro de Vista im Rahmen der Veranstaltung Bívar Ausstellungen, Konzerte und Straßentheater, um Passanten – beziehungsweise potentielle Kunden – in die Straßen der Baixa de Faro zu locken. Mit Erfolg!
Sardinha de Papel
Rua Conselheiro Bivar, 83 – Faro
sardinhadepapel@gmail.com
FB: Sardinha de Papel
Instagram: sardinhadepapel
Tägl. 10 – 20 Uhr
Text und Fotos: Anabela Gaspar in ESA 09/2019