Der Tag der Liebenden nähert sich und viele zerbrechen sich bereits darüber den Kopf, womit sie ihre bessere Hälfte überraschen sollen. Eine fast vergessene Tradition Portugals könnte die Lösung sein
So manche Frauen fiebern jedes Jahr dem Valentinstag entgegen. Der Tag steht im Zeichen der Romantik und eines Geschenks von seinem Liebsten. Oder doch kein Geschenk? Oft tendieren Männer nämlich dazu, den Valentinstag zu vergessen, genauso wie den Hochzeitstag, den Tag an dem man sich erstmals begegnete oder den Verlobungstag. Dabei fallen sie doch jedes Jahr auf dasselbe Datum. Der Valentinstag auf den 14.Februar. Und während andere persönliche Kalendertage nicht Wochen im Voraus lautstark überall angekündigt werden, ist der Valentinstag kaum zu übersehen.
Der Valentinstag hat in Europa eigentlich keine Tradition. Erst nach dem zweiten Weltkrieg weitete sich der Brauch dieses Tages von England und den USA auch auf Europa aus. Es ist ein Globalisierungsphänomen und das Ergebnis aggressiven Marketings, denn nicht nur die Blumenhändler, sondern auch die Süßwaren- und die Geschenkeindustrie erkannten das Gewinnpotenzial. Heutzutage wird uns deshalb kurz vor dem Valentinstag rot vor den Augen. In allen Schaufenstern werden wir mit roten Herzchen bombardiert und im Fernsehen schlagen Uhren-, Parfüm- oder Schokoladenhersteller die Werbetrommel für das beste Geschenk. Hotels lassen sich für alle Verliebten etwas ganz Besonderes einfallen und bieten romantische Kurzurlaube an. Restaurants erstellen aphrodisische Menus.
Viele Tricks und Tipps findet man auch im Internet. An eigens für den Tag der Liebenden eingerichteten Seiten mangelt es nicht. Das Angebot reicht von den virtuellen Karten bis zu Geschenkideen, Gedichten und Liebeserklärungen, für all diejenigen, die ihre poetische Ader noch nicht entdeckt haben, aber trotzdem ihren Gefühlen Ausdruck verleihen möchten. Angesichts der aktuellen Krise mangelt es auch nicht an Ideen, damit auch mit weniger finanziellen Mitteln eine romantische Überraschung gelingt. Und in diesen technisch-modernen Zeiten boomen natürlich auch die elektronischen Grüße, die per MMS, SMS oder e-Mail geschickt werden können.
Für all jene, die durch Originalität glänzen wollen, geben wir hier unseren Vorschlag: die lenços dos namorados. Es handelt sich dabei um reich mit symbolischen Bildern und Versen bestickte Leinen- oder Baumwolltücher. Der Ursprung dieser Tücher wird in den Nobelhäusern des 17. Jahrhunderts vermutet. Später haben die Frauen des Volkes sie übernommen und ihnen andere Merkmale zugefügt. Die Tücher wurden Bestandteil ihrer Trachten, hatten jedoch eine andere, viel wichtigere Funktion: sie dienten als Liebeserklärung.
Mädchen im heiratsfähigen Alter bestickten mit großer Mühe und Sorgfalt ihre Tücher mit bunten Motiven und Gedichten und gaben es dem Jungen, in den sie verliebt waren. Trug dieser dann das lenço do namorado in der Öffentlichkeit, so bekannte auch er sich zu seiner Liebe für sie. Die Verbindung war damit beschlossen.
Hatte der junge Mann kein Interesse an der Stickerin oder ging die Beziehung zu Ende, hatte das Tuch eine weitere Funktion: der ehemaligen Geliebten all ihre kleinen Schätze, wie Fotos und Liebesbriefe, zurück zu geben. Aber kurz vor dem Valentinstag müssen wir diesen Brauch nicht weiter erläutern.
Wichtiger ist es, die heimliche Sprache der Tücher ein wenig zu enthüllen. Eine Rose verkörpert die Frau, Lilien stehen für Jungfräulichkeit, rote Nelken sind ein Synonym für Provokation, Tauben stellen natürlich das Liebespaar dar und ein Herz symbolisiert die Liebe. In den Versen versprachen die Mädchen ewige Liebe, Treue und Freundschaft. Die Grammatikfehler, welche die meisten lenços dos namorados aufweisen, da viele Frauen damals weder Lesen noch Schreiben konnten, waren unwichtig. Wichtig waren die Gefühle, die Bedeutung der Tücher.
Und auch wenn sie ursprünglich den Männern geschenkt wurden, so muss die Tradition natürlich nicht allzu streng gesehen werden. Frauen würden sich sicher auch über solch eine Liebeserklärung freuen.
Text: Anabela Gaspar in ESA 2/2011
Wer selbst nicht sticken kann, oder Zeit dafür hat, findet hier einen Ausweg:
A Bordadeira, Sapatosnamorarportugal oder Bordados e Tradicoes
Eine weitere Möglichkeit sind die Schmuckstücke von Arte Marafada, die das traditionsreiche Coração de Viana aus der nordportugiesischen Region Minho mit den farbenfrohen Motiven der traditionellen Stickerei der Lenços dos Namorados vereinen