Escola de Artes Mestre Fernando Rodrigues
Der ehemalige Schlachthof von Lagoa ist heute eine Kunstschule, in der buntes Treiben herrscht. Dort finden Töpfer- und Malkurse für Groß und Klein sowie Restaurierungskurse statt und auch regelmäßig Ausstellungen
Lange ist es her, seit Mestre Fernando Rodrigues, der letzte Töpfer von Lagoa, 1982 dem Rathaus vorschlug, das verfallene Gebäude in eine Kunsthandwerksschule zu verwandeln. Seitdem engagierte sich das Rathaus stets für die Verbesserung der Kunstschule, die seit dem Tod von Mestre Fernan-do Rodrigues im Jahr 2013 als Hommage an dem Künstler seinen Namen trägt „Ein Ort des Sterbens wurde somit zu einem Ort des Schaffens, der vielen Menschen Freude bringt“, so Francisco Alberto, der Verwalter der Escola de Artes.
„Kunst wird noch oft als elitär angesehen, daher ist es unser Ziel zu zeigen, dass Kunst für alle da ist“, erklärt Francisco, der fest davon überzeugt ist, dass in jedem Menschen ein Künstler steckt. „Wir wollen der gesamten Gemeinde Kunst näher bringen und eventuell neue Talente entdecken“, fügt er lächelnd hinzu. In diesem Sinne werden regelmäßig Treffen mit verschiedenen Institutionen und Schulen des Bezirks und Umgebung organisiert, sodass Kinder, Jugendliche, Senioren, Menschen mit Behinderung oder Kinder aus sozial schwachen Familien die Schule besuchen und dort malen, töpfern und sich anderen kreativen Aktivitäten widmen können. „Für Senioren oder behinderte Menschen ist alleine der Ausflug zur Kunstschule schon eine angenehme Abwechslung zur täglichen Routine eines Heimaufenthaltes“, weiß Francisco zu berichten. „Und wenn man dann sieht, was sie kreiert haben und wie sie strahlen, ist es ein unheimliches gutes Gefühl.“ Er arbeitet auch mit drei Behinderten, die auf Eigeninitiative wöchentlich die Schule besuchen und dort ihren Gefühlen durch Malereien oder kleine Skulpturen Ausdruck verleihen. „Sie mögen in manchen Bereichen ein Defizit aufweisen, sind aber künstlerisch sehr begabt.“ Zudem sei dies eine Form, ihnen zu helfen sich besser zu fühlen und sie in die Gesellschaft zu integrieren. Alle im Rahmen dieser Workshops hergestellten Werke haben stets ein gemeinsames Thema. Dieses Jahr lauten die Themen ‚Unsere Menschen, unsere Identität‘ und ‚Lagoa – Weinhauptstadt 2016‘ und sie werden im Juli in der Kunstschule in einer Kollektivausstellung vorgestellt.
Die Kunstschule stellt ihre Räumlichkeiten zudem verschiedenen Künstlern zur Verfügung, die dort eigene Kurse anbieten und auch bei den genannten Workshops mitwirken. Derzeit reicht das Angebot von Töpferkursen mit dem Keramiker Ricardo Lopes (s. ESA 6/15) über Malkurse mit Ana Nobre (s. ESA 1/16), Manuela Vale, Mariska Pisam, Meire Gomes und Mirjam Cool bis zu Fliesenmalerei mit Graça Martins, Restaurierung mit Florbela Moreira und dem Kunsthandwerk Empreita (eine traditionelle Flechtkunst) mit Amélia Sequeira. Demnächst sollen bereits bewährte Angebote wieder in das Programm zurückkehren: Der kombinierte Yoga-Kunst-Unterricht für Kinder mit Irene Paixão sowie der Make-up-Kurs mit Rui Boto.
Regelmäßig finden Ausstellungen der Künstler und Schüler der Escola de Artes statt, aber auch von anderen bekannten und weniger bekannten Künstlern der Region. An der letzten Ausstellung, eine Hommage an den Maler Manuel Gamboa (s. ESA 4/13) aus Lagoa, nahmen Maler aus dem ganzen Land teil, sowie Schüler des Bezirkes und Senioren des Altersheims von Lagoa. „Eine Ausstellung der Gemeinde für die Gemeinde“, fasst Francisco zusammen.
Zur Kunstschule gehört zudem ein kleines Museum mit einigen Keramiken des verstorbenen Töpfermeisters Fernando Rodrigues sowie fast 100 Jahre alte Stücke seines Vaters, der ebenfalls Töpfer war. Neben diesen historischen Keramiken sind die Arbeiten der Schüler ausgestellt. Andere Stücke wurden vom Meister Fernando Rodrigues gefertigt, aber von Schülern der Kunstschule bemalt.
Escola de Artes Mestre Fernando Rodrigues
Rua Carlos Damaia
8400 Lagoa
Tel.: 282 380 434
escola.artes@cm-lagoa.pt
Text und Foto: Anabela Gaspar
In ESA 02/16