Viele von uns sammeln Muscheln und Steine an den Stränden der Algarve. Nicht jeder macht danach etwas damit. Doch Caroline Beck zaubert daraus Figuren, Bilder und vieles mehr. Ihre größte Freude ist es, ihre Ideen mit anderen zu teilen und sie dazu anzuregen, selbst kreativ zu werden
Sollten Sie am Strand aus Steinen zusammen-gestellte Füße, Fische oder ein Chamäleon entdecken, wundern Sie sich nicht. Caroline Beck war vor Ihnen da und hinterließ, neben ihren Fußabdrücken, auch ihre Kunstobjekte. Folgen Sie ihrem Aufruf: „Schauen Sie, staunen Sie, schmunzeln Sie oder lassen Sie sich anregen…“.
Die Kleinostheimerin teilt gerne ihre Ideen mit anderen. Nicht nur ihre Ideen, sondern auch Techniken und erklärt bis ins Detail, wie sie es gemacht hat. „Was mir am meisten Freude bereitet ist, wenn ich in jemandem das Interesse wecke, er es dann selbst ausprobiert und Spaß daran hat“, so Caroline. Dass andere es ihr nachmachen, stört sie also nicht im geringsten.
Die gelernte Buchbinderin kann viel mehr als Spuren am Strand hinterlassen. Sie filzt, stellt Kerzen und biblische Figuren her, meißelt Skulpturen aus Marmor, Granit und Sandstein, erstellt Mosaike, malt, skizziert, wandelt altes Holz in Tausend neue Dinge um und flechtet mit Weinreben. Am liebsten arbeitet sie mit Stein und Holz, bedauert jedoch kein besseres Werkzeug dafür zu haben. „Meine Werkstatt ist etwas primitiv“, räumt sie augenzwinkernd ein. Die Ideen scheinen ihr nie auszugehen und die Möglichkeiten endlos zu sein.
Ausstellen tut Caroline ihre Werke aber nie. Verkaufen selten. „Wenn mich jemand fragt, ob sie etwas kaufen können, lade ich sie zu mir in den Garten ein, damit sie sich etwas aussuchen. Ich überlege dann, ob ich mich davon trennen kann. Falls ja, vereinbaren wir einen Warentausch. Ein Bild gegen einen selbst gemachten Kuchen oder Marmelade. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Essensvorräte ich Zuhause habe“, erzählt Caroline lächelnd. „Dieser Tausch ist für mich viel schöner, als zu erzählen, was ich daran verdient habe. Ums Geld geht es mir bei meiner Kunst wirklich nicht“, fasst sie zusammen.
Die Algarve ist für sie ein Paradies. Denn „hier liegt das Material überall herum. In Kleinostheim und Umgebung stoße ich bei einem Spaziergang am Main auf drei oder vier Steinchen, in denen ich eine Figur erkenne. Aber hier könnte ich mit einem Bagger schaufelweise Steine vom Strand nach Hause transpor-tieren und wäre glücklich!“ Bei Strandspaziergängen in der Algarve entdeckt Caroline alle möglichen Figuren: Von Fischen und Vögeln, über Blumen bis hin zu Eltern, die ihr Kind umarmen. „Die wahre Lebenskunst besteht darin, im Alltag das Wunderbare zu sehen”, liest man auf ihrer Webseite. Caroline gelingt dies allemal. „Ich suche nicht gezielt nach Steinen oder starre diese solange an bis mir eine Idee einfällt. Es ist eher so, dass ich vorbeilaufe und etwas zufällig erkenne“. Sie sammelt, findet und verbindet, verändert phantasievoll und ideenreich. Getreu des Zitats von Pablo Picasso, liegt das Geheimnis wohl darin, den Künstler, den jeder von uns als Kind in sich trägt, als Erwachsener zu erhalten.
Früher haben sie und ihr Ehemann Holger fleißig Steine vom Strand bis zum Auto und einige sogar nach Deutschland geschleppt. Bei ihrem letzten Aufenthalt in der Region musste Caroline sich aber wegen einer Verletzung etwas zurücknehmen. „Schleppen war nicht angesagt, daher habe ich mich auf kleine Steinchen konzentriert oder direkt vor Ort gearbeitet“, so Caroline. „Ich habe Steine entdeckt, bei denen ich die Schwerkraft mal außer Gefecht gesetzt habe. Es hat mich gereizt etwas zu tun, was auf den ersten Blick unmöglich scheint.“ Viele Strandbesucher sprachen sie an und fotografierten ihre Steinkonstruktionen. Caroline animierte sie dazu, es selbst zu probieren und sie waren begeistert. „Es ist auch interessant, dadurch mit unterschiedlichen Menschen ins Gespräch zu kommen und es freut mich wirklich sehr, dass andere Gefallen an meinen Sachen finden“, betont sie. Der Herbst und der Winter seien die ideale Zeit für solche kreativen Strandausflüge, denn die Wellen spülen in den kälteren Monaten sehr viele Steine und Muscheln an Land.
Chamäleons
faszinieren Caroline. „Sie sind wunderbare Verwandlungskünstler. Mit ihren Augen können sie unabhängig voneinander in verschiedene Richtungen bis zu einem Kilometer weit sehen! Je nach Stimmung färben sie ihren Körper in Sekunden in der ganze Farbpalette ein. Wie sie sich bewegen und mit ihrer Schleuderzunge Fliegen, Mücken und Spinnen im Bruchteil einer Sekunde verspeisen“, zählt Caroline, die das 2018 ins Leben gerufene Schutzzentrum für Chamäleons in der Algarve sehr begrüßt, begeistert auf. In ihrem Haus hat sie eine Art Miniatelier rund um das Thema Chamäleon. Dort hängen über 120 Objekte, von Fotos über Zeichnungen bis zu Skulpturen.
Text: Anabela Gaspar in ESA 12/2019
Fotos: Caroline Beck