In der Algarve ist sein Name Synonym für Jazz, im Land zählt er zu den renommiertesten Jazzmusikern
Die Geschichte von Hugo Alves, dem Jazztrompeter der Algarve, beginnt 1980 im städtischen Orchester von Lagos, dem er als Siebenjähriger beitritt. Den Jazz entdeckte er jedoch erst 1991 in Faro mit einer Gruppe junger Musiker, die sich diesem Musikstil widmeten. Seitdem machte Hugo Alves eine schwindelerregende Karriere als Jazztrompeter und ist einer der bekanntesten und aktivsten Jazzmusiker Portugals. Er spielt Trompete und Flügelhorn, tritt meistens als Leadtrompeter oder Solist auf, er komponiert und unterrichtet, organisiert Jazzfestivals, rief das Orquestra de Jazz do Algarve (OJA) ins Leben und leitet es.
Im Laufe seiner Karriere spielte Hugo in den bekanntesten portugiesischen Jazzorchestern, wie dem Orquestra de Jazz de Matosinhos, dem Orquestra Jorge Pinto da Costa oder in der Big Band des Hot Clube de Portugal, Europas ältester Jazzclub. Er wirkte aber auch in internationalen Projekten mit, wie 2001 in der von Filipe Laurent geleiteten Big Band zu Ehren von Louis Armstrong. Dabei hatte er die Möglichkeit mit Jazz-Größen wie Peter King, Perico Sambeat, Kirk Lightsey, Sangoma Everett, Wayne Dockey, Michael Lauren, Bob Berg, Conrad Herwig, Ingrid Jensen, Carla Bley, Steve Swallow, Gary Valente, Bernardo Sassetti, Mário Laginha, Júlio Resende, Miguel Martins, Nuno Ferreira und Jorge Costa Pinto zu arbeiten.
Gleichzeitig unterrichtete Alves Jazz in verschiedenen Musikschulen. Zu den bekanntesten zählen die Musik- und Kunstschule ESMAE in Porto und die Musikhochschule ESML in Lissabon. In der Algarve gründete er 2006 die Escola de Jazz e Música Moderna do Algarve EJMMA. Im selben Jahr rief er in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium das Projekt Jazz na Escola ins Leben. „Heute kommen nach den Konzerten oft junge Erwachsene auf mich zu, die damals meine Schüler waren“, so Hugo. „Das Projekt diente also wirklich der Bildung eines neuen Publikums und in manchen Fällen sogar von Musikern“, fügt er stolz hinzu. Hugo bedauert jedoch, dass Musik – oder Kunst allgemein – in Portugals Bildungssystem nicht die gleiche Wertstellung wie andere Fächer hat. Meistens wird Musik nur im Rahmen von Aktivitäten außerhalb des Lehrplans angeboten. „Dabei gibt es internationale Studien, die auf die Wichtigkeit der Musik in der Bildung eines Menschen hinweisen. Die Regierung muss sich darüber im Klaren sein, dass in diesen kurzen Schuljahren die Bürger von morgen ausgebildet werden, sich die Investition in Musikunterricht in den Schulen also lohnt.“
Den größten Teil seiner Zeit nimmt das im Jahr 2004 von ihm in Lagos gegründete Jazzorchester der Algarve OJA in Anspruch, das mittlerweile seinen Sitz in Lagoa hat. Die Big Band aus 18 Musikern hat zirka 300 Themen im Repertoire, die von den Swing-Klassikern bis zum zeitgenössischen Jazz reichen. Innerhalb des Orchesters gibt es zudem verschiedene Formationen, die separat auftreten können, wie das OJA Redux, das vor allem Bebop oder Hard Bop spielt; die The Messy Band mit bis zu sieben Musikern, die traditionellen Jazz spielen, das OJA Quintett, das Konzerte mit Akustikversionen gibt, das Saxophon-Quartett von OJA oder das EJMMA All Stars, eine aus den Musiklehrern der Jazzschule gebildete Formation. Zudem lädt OJA immer wieder renommierte Jazzmusiker ein. Die Konzerte sind stets abwechslungsreich und das Orchester hat ein Publikum, das ihm dauerhaft die Treue hält und sogar einen Fan-Club gründete. Die Konzerte sind meistens schnell ausverkauft, deshalb empfiehlt sich eine Kartenreservierung. „Es kommen Jazzfans aus Lissabon und selbst aus Südspanien extra für unsere Konzerte in die Region“, berichtet Hugo.
Das Orchester hat jedes Jahr ein volles Programm. Für 2017 stehen viele Konzerte schon fest (s. -Kasten). Darunter im Januar und Februar „Morphosis“. Dabei handelt es sich um ein Duett, gespielt von Hugo Alves -(Trompete) und dem Akkordeonisten João Frade, eine eher ungewöhnliche, aber sehr gelungene Symbiose. Ein weiteres Konzert, das sicher einen Besuch wert ist und das man sich jetzt schon im Kalender vormerken sollte, ist eine Big Band Battle, wie sie in den 1930er Jahren in den USA üblich waren, bei der das OJA -unter der Leitung von Hugo Alves und das
Orquestra Jorge Costa Pinto, geleitet vom Maestro Jorge Costa Pinto, aufeinandertreffen werden.
Trotz randvollen Terminkalenders will Hugo Alves in naher Zukunft sein neues Album Magic Stars herausgeben. Sein erstes Album Estranha Natureza, bei dem Bruno Santos (Gitarre), Nuno Correia (Kontrabass) und Jorge Moniz (Schlagzeug) mitwirkten, wurde 2003 veröffentlicht. 2005 folgte Taksi Trio mit Jorge Moniz (Schlagzeug) und Zé Eduardo (Kontrabass); 2007 Given Soul mit Pablo Romero (Piano), Rodrigo Monteiro (Kontrabass) und Michael Lauren (Schlagzeug); zuletzt erschien 2010 Double Dose mit dem US-amerikanischen Pianisten und Komponisten Greg Burk. Die beiden Musiker lernten sich 2008 in Italien kennen und machten im darauffolgenden Jahr eine Tournee in Portugal, deren Konzerte Teil des Albums sind. Alle Alben von Hugo Alves erhielten von der Fachpresse großes Lob und wurden als beste Jazz-alben des Jahres in Portugal ausgezeichnet.
Die Algarve zu verlassen kommt für Hugo Alves nicht in Frage. In der Vergangenheit lebte er in Lissabon und in Porto, war auch länger in Südafrika, Italien und Spanien unterwegs und erhielt verschiedene Einladungen, um im Ausland zu arbeiten, doch „in der Algarve fühle ich mich wohl, hier ist meine Familie, und solange ich in der Region Projekte wie das OJA habe, werde ich hier bleiben“.
Text: Anabela Gaspar
ESA 01/2017