Vor Kurzem erschienen zwei weitere Bücher der Autorin Catrin George Ponciano: Das literarische Essay „Das Lissabon von Fernando Pessoa“ und der Reiseführer „111 Orte im Alentejo, die man gesehen haben muss“. Die Autorin berichtet, was sie ihren Lesern näher bringen will
Als der Verlag Edition A. B. Fischer Catrin George Ponciano vorschlug, einen Band über die Wegmarken Fernando Pessoas in Lissabon zu schreiben, war sie sofort Feuer und Flamme. Portugals wohl bekanntester Dichter begleitet sie seit Jahren und ist eines ihrer Vorbilder. „Vor allem seit ich seine Bücher auf Portugiesisch lesen kann, empfinde ich, dass ich ihm nähergekommen bin“, so Catrin lächelnd. Das erste Buch, das sie von Fernando Pessoa las – und nie wieder zur Seite legt – war das „Buch der Unruhe“. „Es begleitet mich bis heute und obwohl es Unruhe im Titel trägt, vermittelt es mir Ruhe. D. h., wenn ich unruhig oder aufgeregt bin, mich nicht konzentrieren kann, greife ich danach, lese ein paar Seiten und es bringt mich wieder runter“, erklärt sie. Durch Fernando Pessoas Werk habe sie auch die portugiesische Mentalität besser kennengelernt, denn anhand seiner Beobachtungen und Begegnungen beschreibt er in seinen Gedichten Zwischenmenschliches.
Nun wollte Catrin nicht noch ein „Fernando Pessoa Buch“ schreiben, sondern ihren Lesern das Lissabon aus seiner Zeit näherbringen. Vor allem wollte sie den Lesern dabei helfen zu verstehen, warum Pessoa was zu welcher Zeit geschrieben hat. „Ich mache also einen literarischen Streifzug durch die damaligen politischen und zeitgeschichtlichen Geschehnisse in Lissabon und bringe diese in Zusammenhang mit den Orten, die Pessoa dort frequentierte und mit seinen Werken. Was haben diese Außenimpulse bei ihm bewirkt? Ich habe diese Impulse gesammelt, chronologisch aneinandergereiht und führe den Leser durch Pessoas Leben, seine Erfahrungen mit Menschen, Orten oder politischen Ereignissen und verdeutliche dies anhand von Zitaten aus seiner Poesie, damit der Leser sich ein Bild machen kann, wie sich alles entwickelt hat“, berichtet Catrin.
Der Dichter habe ihr auch viele neue Dimensionen in ihrer Gedankenwelt geöffnet, während sie am Schreibtisch an ihrem neuen Reiseführer „111 Orte im Alentejo“ arbeitete. „Den Alentejo, so groß wie er ist, kenne ich wie meine eigene Westentasche“, beginnt Catrin zu erzählen. „Aber es ist etwas anderes über den Alentejo zu schreiben wie man ihn kennt, oder über Orte, die man sucht, weil sie besonders sind“, so die Autorin weiter. Was die Orte in dieser Region besonders machen würde, sei die jüngste Zeitgeschichte: Der Alentejo des Widerstands in den 1950er und 1960er Jahren, der Nelkenrevolution und dem langen politischen und sozialen Aufbruch danach. Es gehe um tiefen Glauben, Bauern und Orte, die so schön seien, „dass man dort sofort einen Ritterfilm drehen möchte“. Da die Anzahl der Bücherseiten begrenzt war, beschloss Catrin die Auswahl anhand folgender Kriterien zu treffen: Dass jeder Ort in dem Reiseführer anders, als die anderen 110 Orte ist und dieser Ort den Besucher nicht nur etwas über die Stadt oder das Dorf an sich, sondern auch über den Alentejo und Portugal erzählt.
Während diese beiden Bücher nun in den Buchhandlungen und auch bei ESA erhältlich sind, ist Catrin wieder unterwegs auf der Suche nach Inputs und arbeitet gleichzeitig am zweiten Band ihres Kriminalromans „Leiser Tod in Lissabon“, der mit dem „Wittwer-Thalia-Debütkrimipreis“ der Stuttgarter Kriminächte e.V. ausgezeichnet wurde. „Dora ist nun Privatermittlerin und führt die Leser an die Costa Azul. Sie hilft einem Freund, der unter Mordverdacht steht, wird Familiengeheimnisse aufdecken, eine Vertuschungsaffäre bei der örtlichen Polizei entlarven, einen alten Fall neu aufrollen und ihre Jugendliebe wiedertreffen. Also sehr aufregend – und appetitlich wird es auch“, verrät Catrin augenzwinkernd. Der Erscheinungstermin ist für Herbst 2022 vorgesehen. Zudem enthüllt sie uns, dass bei einem deutschen Verlag das Exposé für einen Roman liegt, der im Alto -Douro spielt, und ein literarisches Essay über die Dichterin Florbela Espanca geplant ist, in dem das Thema „Frauen kämpfen schriftstellerisch für Frauen“ aufgegriffen wird. Noch in diesem Jahr soll auch eine Neuauflage ihrer Kochgeschichten „Algarve genießen“ erscheinen, mit erweitertem Inhalt, neuen Rezepten, frischem Cover und mehr Fotografien.
Text und Foto: Anabela Gaspar in ESA 09/2021
Das Lissabon des Fernando Pessoa
Catrin George Ponciano folgt den Spuren des großen Autors durch seine Heimatstadt. Dort scheint es manchmal, als würde Pessoa jederzeit um die Ecke kommen, so eng ist die Stadt mit ihm verbunden. Angelika Fischer sucht mit der Kamera Fernando Pessoas Wohnorte auf, die Bars und Cafés und all die Stätten, die seine überbordende Fantasie inspirierten.
Text: Catrin George Ponciano
Photographien: Angelika Fischer
Edition A. B. Fischer Verlag
ISBN 978-3-948114-07-7
64 Seiten, € 16
111 Orte im Alentejo, die man gesehen haben muss
Wo leuchten Sterne heller als sonst in Europa? Seit wann raunen Hinkelsteine? Und warum heißt Giraldo der Erbarmungslose? Erkunden Sie 111 ungewöhnliche Orte in der Weite der sanft gewellten Landschaft des Alentejo und erobern Sie die archaische Atlantikküste. Die Vielzahl der Entdeckungen überrascht – und an jedem Ort anders.
Text: Catrin George Ponciano
Emons Verlag
ISBN 978-3-7408-1067-2
240 Seiten, € 16,95