Besuch im Atelier Azul
Die Bilder der seit 1979 in der Algarve ansässigen deutschen Malerin Brigitte von Humboldt vereinen abstrakte und gegenständliche Elemente. Sie faszinieren durch ihre Intensität und Leuchtkraft
Versteckt am Meia Praia von Lagos liegt das Atelier der Malerin Brigitte von Humboldt. Der schmale, von Mauern begrenzte Weg hinter dem Restaurant Jardim lässt den unerfahrenen Autofahrer in der Kurve schwitzen. Doch nicht lange, gleich nach diesem Nadelöhr entdeckt man linker Hand Brigittes Wirkungsstätte, eingebettet in einen wildromantischen Garten. Eingeweiht wurde das Atelier Azul im Juni 2000. „Ich wollte schon immer ein Atelier haben, in dem ich mich wohlfühlte und in Ruhe arbeiten könnte. Den Wunsch habe ich mir erfüllt“, so Brigitte schmunzelnd. Der großzügige, lichtdurchflutete Raum verströmt eine besondere Atmosphäre. An den Wänden und auf Staffeleien sind bunte, kraftvolle, leuchtende Gemälde, die Lebensfreude ausstrahlen. Die Künstlerin mit den feuerroten Haaren scheint ein Faible für Rot zu haben. Diese Farbe sticht nicht nur aus all ihren Gemälden hervor, sondern dient ihr auch stets als Grundierung. „Ich habe es schon mit anderen Farben probiert“, erklärt Brigitte, „aber ich komme immer wieder auf Rottöne zurück. Besonders weil auf Rot die anderen Farben leuchtender wirken“. Derzeit meint sie jedoch, in einer blauen Phase zu sein. „Eigentlich ist es nie eine ganz bestimmte Farbe, sondern die Konstellation der Farben, der Kontrast der Farben zueinander, das Ineinander- und Miteinander-Spiel der Farben.“ Nach der Grundierung fügt sie die Farben nach und nach hinzu, setzt Farbtupfer, lässt hier und da die Grundfarbe durchleuchten. Beim ersten Pinselstrich hat sie lediglich eine vage Vorstellung von Formen und Farben, die Details kommen später. „Das Gemälde entwickelt sich mit jedem Pinselstrich“, fasst Brigitte zusammen. Zum Einsatz bei ihrer kreativen Schöpfung kommen jedoch nicht nur Pinsel verschiedener Größen, sondern auch Spachtel, Lineale und Dreiecke, mit denen sie die Acrylfarben verzieht, oder Motivstrukturen wie Netze und Spitzen, die sie für Abdrucke verwendet.
Es entstehen Bilder, die eher Assoziationen erwecken, als Festgefügtes zeigen. Während ihres klassischen Kunststudiums an der staatlichen Kunsthochschule in Mainz war ihr Hauptfach Grafik. „Damals habe ich nur figurative Grafiken in Schwarzweiß erstellt. Danach kamen Farbdrucke hinzu. Lange habe ich nur ganz akribisch naturalistisch gearbeitet und in den 90er Jahren fing ich dann an abstrakte Bilder zu malen. Es war eine Befreiung“, erinnert sich die Künstlerin. Mittlerweile vermischt Brigitte Figuratives mit Abstraktem. Die Interpretation ist dem Betrachter freigestellt. „Ich habe mal gesagt, dass man auf den Bildern spazieren kann“, so die Künstlerin, „Ich will, dass die Gedanken frei werden, dass man selber mit seiner Fantasie interpretiert“.
Die Inspiration für ihre Bilder holt sich Brigitte von Humboldt auf ihren Reisen durch Südamerika, Indien und Afrika. Im Zeichen des Schützen geboren, wurde ihr das Reisen sozusagen in die Wiege gelegt. „Reisen ist mir sehr wichtig, denn es bringt immer etwas Neues. Man muss sich auf neue Situationen einstellen, sieht neue Dinge, wird mit neuen Meinungen, Ansichten, Perspektiven konfrontiert“, so Brigitte. „Man ist auch ein anderer Mensch auf Reisen und sieht mit ganz anderen Augen.“ Aber auch ein Besuch in der Stadt Lagos kann inspirierend sein. „Wenn ich unterwegs in Lagos einen Farbkontrast sehe, der mich besonders anzieht, gebe ich ihn dann irgendwann in einem meiner Gemälde wieder.“ Vor allem aber seien ihr Garten und die Elemente der Natur eine unerschöpfliche und ständige Inspirationsquelle.
Sehr wichtig ist der Künstlerin auch der Austausch mit Gleichgesinnten. Im Laufe der Jahre war sie oft bei Künstlern zu Gast und begrüßte sie im eigenen Atelier, nahm an verschiedenen internationalen Symposien teil, zuletzt im Juni in Guarda in Nordportugal, und sie ist Mitglied der Künstlergruppe Algarve Artists Network (AAN). Diese Zusammenarbeit, vor allem bei thematischen Ausstellungen, stellt stets eine Herausforderung für sie da, die sie dazu zwingt, ausgetretene Pfade zu verlassen und sich auf neues Terrain zu begeben. Dadurch eröffnen sich ihr neue Horizonte. Ihre Werke wurden in vielen Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen in europäischen Ländern und in Brasilien gezeigt und sie nahm an internationalen Kunstmessen in Monaco und Rotterdam teil.
Text & Foto: Anabela Gaspar
ESA 08/16
Brigitte von Humboldt
Casa Piriquita/Meia Praia
Tel.: 282 760 931
Mob.: 965 558 017
brigitte490@hotmail.com
www.atelierazul.net
FB: Brigitte Von Humboldt Atelier Azul