Die Gruppe wurde 1994 ins Leben gerufen. Ziel war und ist es, die traditionellen Volkslieder der Algarve nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Allerdings hat das Trio seine ganz eigene, besondere Art, diese vorzutragen
Nach vielen Jahren unterwegs in der serra algarvia, veröffentlichte das Frauentrio, das aus Margarida Guerreiro, Teresa Silva und Inês Rosa besteht, vor Kurzem sein neues Album. „Atão porque não?“ (z. Dt.: Na wieso nicht?) beinhaltet 14 Themen und ist das dritte Album der Moçoilas, einer Musikgruppe, die sich der traditionellen Volksmusik des Südens verschrieben hat. Margarida Guerreio, eine der Gründerinnen, erklärt, dass das neue Album „viele ursprüngliche Lieder enthält“. „Wir waren oft im Hinterland unterwegs und haben im Winter Touren durch Dörfer wie Pão Duro und Monte Ruivo gemacht und Lieder gesammelt. Obwohl es sich um kleine Orte handelt, sind diese Besuche immer sehr bereichernd. Wir geben und erhalten sehr viel von den Menschen. Diese Verbindung zur serra algarvia wollen wir weiterhin pflegen und mit diesem Album zum Ausdruck bringen“, so Margarida.
Tatsächlich sammelt Moçoilas bereits seit 1994 Volkslieder; hauptsächlich in der Serra do Caldeirão, aber auch in anderen Gebieten des Hinterlandes der Algarve und in den an die Region angrenzenden Gebieten des Alentejo. Einige dieser Lieder lagen mittlerweile vergessen im Archiv, inmitten alter Kassetten, die vor mehr als 20 Jahren aufgenommen wurden. Material, das die drei Sängerinnen nun sorgfältig für das neue Album überarbeiteten. Bei ihrem kreativen Prozess, den sie liebevoll „amoçoilar“ nennen, versuchen sie die originale Version so weit wie möglich zu respektieren und zu erhalten. Dennoch verleihen sie den Liedern ihren ganz persönlichen Touch. „Wir sind sehr darauf bedacht, sie so zu lernen, wie sie sind, mit der gleichen regionaltypischen Aussprache und Metrik. Dann schaffen wir Harmonien zwischen unseren drei Stimmen“, erklärt Teresa Silva den Prozess.
Laut Margarida liegt der Ursprung dieser Lieder, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden, weit zurück in der Vergangenheit. Dieses immaterielle Erbe der serra algarvia nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und es einem breiteren Publikum vorzustellen, ist eines der Ziele von Moçoilas. „Unsere Mission ist es, das Erbe der Algarve zu sammeln solange die Menschen diese Erinnerungen noch bewahren und es in die Gegenwart zu bringen. Manchmal fügen wir hier und da Verse hinzu, um die Lieder zeitgemäßer zu gestalten. An erster Stelle geht es uns darum, die Algarve zu fördern, an zweiter dieses kulturelle Erbe jüngeren Musikern vorzustellen, damit sie es in ihre Kompositionen integrieren können. Wir wollen den moços e moças (den Jungen und Mädchen) zeigen, dass sie auch auf diese Wurzeln zurückgreifen können. Zumindest wünschen wir uns dies“, so Margarida Guerreiro.
Die Moçoilas sind zudem fest davon überzeugt, dass es auch in ihren Händen liegt zu zeigen, dass die Musik der Algarve weit mehr als nur der corridinho ist. „Wir sind sehr stolz auf unsere Gruppe, denn wir stellen den Anfang vieler Dinge dar. Als wir unsere Reise begannen, gab es wenig Information über lokale Musik. Die Aneignung dieser Lieder und die Wiederbelebung der Geschichten anderer Zeiten, die weiterhin unsere Geschichten sind, sind sehr erfreuliche Prozesse, die uns Fragen stellen und wachsen lassen“, berichtet sie weiter.
Wie bei anderen Gruppen, die so lange bestehen, gab es in der Geschichte der Moçoilas Höhen und Tiefen. Vor 25 Jahren gehörte Margarida zu einer Gruppe, die sich für eine nachhaltige Entwicklung der Gemeinden der Serra do Caldeirão einsetze und die zur Gründung des bis heute bestehenden Vereins In Loco führte. „Wir wollten, dass die Menschen stolz auf ihre Wurzeln sind“, fasst sie zusammen. Damals war sie auch Mitglied einer Rockband, die sich jedoch kurz darauf auflöste. In Margarida entstand der Wunsch, eine Gruppe mit Frauenstimmen und ohne die Dezibel elektrischer Instrumente zu gründen. Sie sprach mit anderen Menschen, die sich für die Entwicklung des Hinterlandes einsetzten und denen es am Herzen lag, den Dörfern und deren Bewohnern eine Stimme zu verleihen. Zusammen mit Eduarda Alves nahm Margarida einige alte Lieder neu auf. Der erste Auftritt erfolgte bei MANIFesta, einer Messe, bei der sich Portugals Regionen mit ihren typischen Produkten, Kunsthandwerk und Musik präsentierten. Auf der Bühne der Messe gesellten sich ganz unerwartet Teresa Colaço und Cristina Reis zu ihnen. „Es war eine schöne Überraschung und unsere Stimmen passten perfekt zueinander“, erinnert sich Margarida. Kurz darauf trat Teresa Muge der Gruppe bei. Fast ein Jahr bestand Moçoilas aus fünf Sängerinnen. Das erste Album, „Já cá vai roubado“, wurde von dieser „ersten Generation“ aufgenommen. Nach dem Tod von Eduarda Alves wäre auch Moçoilas beinahe gestorben. Ana Maria Palma hauchte der Gruppe jedoch neues Leben ein. Diese zweite Generation nahm das Album „Qu’é que tens a ver com isso?“ auf, trennte sich nach einigen Jahren aber aus diversen persönlichen Gründen. Bis Margarida 2016 Teresa und Inês kennenlernte und in ihnen die Stimmen fand, um das Projekt weiterführen zu können.
Text: Maria Simiris in ESA 07/2019
Fotos: Jorge Graça; Helena Lourenço