Portugals beste Malerin, Stela Barreto: ,,Wenn der Lehrer zu den ganz großen Künstlern zählt, tritt man als Schüler ein Erbe an, eine Verpflichtung“
Fernando Azevedo, der vor wenigen Jahren starb, zählte neben Graça Morais, Vieira Silva und Almada Negreiros zu den wenigen Vertretern der modernen portugiesischen Malerei, die Weltruhm errangen. Als Präsident der Sektion Moderne Malerei bei Gulbenkian und als Präsident der Sociedade Nacional de Belas Artes in Lissabon suchte er sich nur wenige Schüler aus. Zu seinen Favoriten zählte eine Malerin aus der Algarve. In ihr erkannte er jene Qualitäten und Charakteristika, die auch seinen berühmten Freund Pablo Picasso mehr als jeden anderen auszeichneten: Inspirationen vertrauen, wann immer man sieht, fühlt, malt, wenn man arbeitet nicht nur, wenn man denkt. Er empfahl, dass man sein Augenmerk auf jene Malerin aus der Algarve richte, die zu Großem geschaffen sei: Stela Barreto. Am 10. Juni beginnt eine umfassende Ausstellung über ihr Lebenswerk in der Galeria Porca Preta. Diese Retrospektive bietet die ausgezeichnete Gelegenheit, die Entwicklung der 1952 geborenen Künstlerin anhand vieler Gemälde zu überblicken. Stela Barreto durchlebte Epochen, die jeweils mehrere Jahre andauerten, wobei sie mal mehr, mal weniger abstrakt ihre Motive ausarbeitete, dem Figurativen aber stets verhaftet blieb. Dabei wird deutlich, dass sie die Überbringung einer Botschaft nicht in einer ästhetisch durchgängigen Linie sucht, sondern in inneren Verarbeitungen von Glücksgefühlen, in persönlichen wie auch politischen Ängsten, die durchschimmern wie die glühende Magma in einem riesigen Vulkan. Es ist diese Transparenz, die fasziniert und in jedem Besucher ureigene, teils mächtige Gefühle auslöst. Unterstützt wird diese Faszination durch die Art, wie Stela Barreto das Licht und die Textur Kontraste erzeugen lässt, die bisweilen hart sind, leuchtend die Farben, bisweilen auch kubistisch angelegt und in ockerfarbenen Tönen intoniert wie bei Braque. Sie malt Bilder, die sprechen, flüstern, schreien.
Vor wenigen Wochen gewann Stela Barreto den begehrten Preis ,,Beste Malerin Portugals“ im nationalen Wettbewerb von Inatel. In Madrid und Barcelona erhielt sie zahlreiche Preise. Sie ist in namhaften Galerien ständig vertreten, unter anderem in Bonn, Boston, London, Paris, Okinawa, Wien. Stela Barreto gründete vor 15 Jahren eine eigene ,,Escola das Artes“ in ihrer Heimatstadt Portimão und gibt Kurse in Malerei und Bildhauerei. Sie lebt seit über zwölf Jahren an der Seite von Ex-General Franco Charais, einem der geistigen Väter und Drahtzieher der Nelkenrevolution 1974 und späterem Leiter beim Aufbau der selbstständig gewordenen portugiesischen Ex-Kolonien in Afrika.
Vernissage Sonntag, den 10. Juni, 13 Uhr. Die Künstlerin ist anwesend und freut sich auf die Gespräche mit den Besuchern. Die Ausstellung dauert bis 10. Juli. Galeria Porca Preta, Monchique ÖZ: Galerie & Restaurant Mi – So 12 h – 19 h Tel.: 282 912 384 Mob.: 968 067 607
ESA 06/07