Marschland, Wattgebiet, stattgrüne Rasenflächen, Dünen, Pinien, Salz- und Süßwasserlagunen, Wasservögel und Flugzeuge – all dies gibt es im Küstengebiet zwischen Quinta do Lago und dem Flughafen von Faro zu entdecken
Die knapp über drei Kilometer lange Route São Lourenço beginnt am Westende der Ria Formosa und erstreckt sich bis zum Flughafen. Hin und zurück sind es sechseinhalb Kilometer. Aber die Strecke kann ausgedehnt werden, um auch das unter Vogelbeobachtern beliebte Gebiet Ludo zu besichtigen oder einen Strandspaziergang zu unternehmen. Die kürzere Variante ist ideal für einen lockeren Spaziergang, bei dem es schlicht und einfach darum geht, sich ein wenig die Beine zu vertreten und frische Luft zu schnappen.
Start ist an der Holzbrücke, die zum Strand von Quinta do Lago führt. Wenige Meter weiter im Westen, am Praia do Ancão, liegt das Westende von Portugals ältestem Naturschutzgebiet, die Ria Formosa. Ihre traumhaft schöne Landschaft, die aus einem Labyrinth von Kanälen, Lagunen und Sand-bänken besteht, erstreckt sich über 60 km bis Cacela Velha im Osten der Algarve. Die -Wasserläufe und umliegenden Gebiete sind Lebensraum vieler unter Schutz stehender und vom Aussterben bedrohter Vogelarten, darunter das Purpurhuhn, das zum Symbol des Naturschutzgebietes gewählt wurde und das Logo ziert. Ab September und den ganzen Winter über ist diese Region eine wichtige Raststätte für viele Zugvögel. Doch auch zu dieser Jahreszeit entdecken wir Löffler, Stelzenläufer, Reiher und – weiter nördlich in den Salinen – Flamingos, die elegant durchs Wasser waten und nach Nahrung suchen.
Von der Holzbrücke aus geht es Richtung Osten, am Green des San Lorenzo Golfplatzes vorbei, zwischen zwei unterschiedlichen Welten weiter. Links vom Weg verläuft die reichhaltige Welt von Quinta do Lago mit ihren sattgrünen und aufwendig angelegten Rasenflächen und den Traumvillen; rechts vom Weg befindet sich die eher karg ausfallende Vegetation des Wattgebietes, des Marschlands und der Dünen. Letztere sind so hoch, dass sie den Blick zum Atlantik versperren. Die frische Meeresbrise ist jedoch eindeutig zu spüren. Gleich nach dem Green kommt man zu einem Vogelbeobachtungsposten mit Blick auf eine Salzwasserlagune. Hier geht es links zur Route Quinta do Lago und rechts, direkt am Vogelbeobachtungsposten vorbei, auf der São Lourenço-Route geradeaus durch das Wattgebiet zu den Salinen und dem Ludo-Gebiet, an dessen Ostende die Start- und Landebahn des Flughafens von Faro liegt.
Die Strecke ist unter Joggern, Radfahrern und Vogelbeobachtern sehr beliebt. Letztere sind leicht an den enormen Kameras zu erkennen. Sie fotografieren jedoch nicht nur die Wasservögel, sondern auch die vielen Flugzeuge, die sich der Landebahn nähern und daher sehr tieffliegen. Während die Maschinen die Aufmerksamkeit der Personen auf sich ziehen, zeigen sich die Vögel keineswegs beeindruckt oder gestört. Etwa eineinhalb Kilometer nach dem Startpunkt sind die ersten Häuser der Ilha de Faro zu sehen und knapp über einen Kilometer weiter trifft man auf die Straße M 527-1. Die Landebahn des Flughafens liegt gleich dahinter, ist jedoch von einem kleinen Hügel verdeckt, sodass man keine Flieger sehen kann.
Nun gilt es umzukehren. Es besteht die Möglichkeit der Straße bis zur Ilha de Faro zu folgen (1,2 km), am Strand entlang bis zum Strand von Quinta do Lago zu schlendern, sich eventuell im Atlantik zu erfrischen und über die Holzbrücke wieder am Startpunkt anzukommen. Allerdings ist das Laufen im Sand anstrengender als über den Schotterweg. Wer sich für die einfachere Variante entscheidet, kann nach zirka 800 m den Weg nördlich in die Salinen nehmen (Ludo-Route), diesem geradeaus bis zu einer alleinstehenden Villa folgen, dann weiter auf dem linken Weg bis zum Green des San Lorenzo Golfplatzes. Hier folgt man den Wegweisern der Quinta do Lago-Route, vorbei an den Ruinen der römischen Salztanks zur Produktion von Garum und am künstlich angelegten Teich mit Vogelbeobachtungsposten. An dieser Stelle muss ich Quinta do Lago loben. Der Teich ist eine wahre Oase. Dank dieses von Menschen gebautem, idyllischem Wasserreiches kann man hier eine vielfältige Tierwelt beobachten. Amphibien, Reptilien, Insekten und Vögel fühlen sich hier gut aufgehoben und verbleiben das ganze Jahr über. Zwischen den Rohrkolben, dem Schilfrohr und den Binsen entdeckt man Teichrallen, Blässhühner, Stockenten, Zwergdommeln und auch das Purpurhuhn. Im Inneren des Beobachtungspostens sind Tafeln mit den vorkommenden Vögeln angebracht, die auch Laien wie mir dazu verhelfen, die Vogelspezies zu identifizieren. Wenige Meter weiter ist man wieder an der Lagune am Westende der Ria Formosa und somit am Startpunkt.
Wir laufen zum Abschluss über die Holzbrücke zum Strand und genießen dort ein wenig die frische Meeresbrise und die warmen Sonnenstrahlen, bevor es zurück an den Schreibtisch geht.
Text und Fotos: Anabela Gaspar in ESA 05/2019