Ein Dorf mit Charme
Im Naturschutzgebiet Südwestlicher Alentejo gelegen, hat Porto Covo einen Charme, den jeder spürt, der Ruhe und die Natur sucht
Porto bedeutet übersetzt Hafen, Covo ist ein schmales Tongefäß, das seit Urzeiten beim Fischen eingesetzt wird. Porto Covo war immer für seinen Status als Fischerdorf bekannt, heute ist es eine Inspirationsquelle für Dichter und Sänger und bezaubert seine Besucher beim ersten Anblick.
Bis Mitte des 18. Jahrhunderts dienten die Bucht von Porto Covo sowie der Ankerplatz der vorgelagerten Insel „Ilha do Pessegueiro“ als bescheidene Fischer- und Handelshäfen. Auf der berühmten Ilha do Pessegueiro sind zahlreiche archäologische Spuren erhalten geblieben, die den Wandel der Seefahrt an der südlichen Küste von Lusitanien zwischen dem 3. und 5. Jahrhundert bezeugen. Auch das erfolglose Vorhaben im 16. Jhd. einen künstlichen Hafen anzulegen, hinterließ seine Spuren auf der Insel. Ein ausschlaggebender Grund für die Ansiedlung war der Kanal, der die Insel vom Festland trennt und damit ideale Voraussetzungen für einen natürlichen Hafen bot. Die Lage der rauen Küste mitten zwischen dem Kap São Vicente und der Mündung des Flusses Sado verschaffte der Insel in der Eisenzeit und zur Römerzeit enorme Bedeutung. Die Insel, auf der sich ein kommerzielles Lagerhaus befand, galt als sicherer Anlegepunkt für Schiffe.
Das damalige kleine Dorf bestand aus nur vier Häusern, welche oberhalb einer natürlichen Bucht auf einer Felsenklippe gebaut wurden. Der unscheinbare Hafen war stark von den Wetterbedingungen abhängig, da es bei schlechten Wetterkonditionen unmöglich war, in den Hafen zu gelangen oder ihn zu verlassen. Am Ende des 18. Jahrhunderts wurde Jacinto Fernandes Bandeira, ein wohlhabender Bürger, auf die Fischergemeinde aufmerksam und machte sich zur Aufgabe, das Dorf zu renovieren. Er stammte aus einer eher armen Familie aus Viana do Castelo, zog jedoch in jungen Jahren nach Lissabon, wo sein Aufstieg begann. Im Lauf der Jahre wurden ihm unzählige Titel verliehen.
Bandeira hat damals einen Bauplan erstellt und diesen vor Ort realisiert. Dank der Renovierung konnte der Aufbau des Handels und der Ausbau des Transportnetzes im Alentejo voranschreiten. Von diesem Zeitpunkt an begann für Porto Covo ein neuer Lebenszyklus, eng verbunden mit dem Aufstieg von Fernandes Bandeira, der am 16. Juli 1796 den Titel „Herr von Porto Covo“ erhielt. Im Jahre 1802 wurde Jacinto Fernandes zum Hauptgouverneur des benachbarten Ortes „Villa Nova de Mil Fontes“ und kurze Zeit später zum Berater des königlichen Schatzamtes ernannt. Am 15. August 1805 wurde ihm schließlich der Titel „Baron von Porto Covo“ verliehen. Ein weiterer Meilenstein war die Eingemeindung von Porto Covo in die Stadt Sines 1984.
Porto Covo entwickelte sich vom Fischerdorf zu einem touristischen Anziehungspunkt. Heute versprechen die Gastfreundschaft der Portugiesen, die Schönheit der umliegenden Landschaft und die weißen Sandstrände einen erholsamen Aufenthalt. Einer der traumhaften Strände ist der leicht zugängliche Praia Grande. Er grenzt direkt ans Dorf an und liegt gut geschützt zwischen großen Felsen. Das Meer ist sehr sauber und bisweilen herrscht ein starker Wellengang, der viele Surfbegeisterte anlockt.
Die Gemeinde erstreckt sich über 50,69 km2 entlang der Westküste, hat rund 1.500 Einwohner und liegt mitten im Naturschutzgebiet der Costa Vicentina. Aufgrund des malerischen Erscheinungsbildes, welches Sandstrand, schroffe Klippen und wilde Natur kombiniert, ist das Gebiet ein Urlaubermagnet und die Bevölkerungszahl hier verzehnfacht sich im Sommer. Begibt man sich in das Dorfzentrum, fallen sofort die vielen kleinen Geschäfte ins Auge, die hauptsächlich selbst gemachte Musikinstrumente, Schmuck, Schuhe, Kork-taschen und viele andere in Handarbeit hergestellte Dinge anbieten.
In der Nähe von Porto Covo gibt es zwei Festungen, die im späten 16. Jahrhundert unter der Herrschaft von König Philipp I. von Portugal waren. Eine der beiden befindet sich auf der Insel Pessegueiro und ist heute eine Ruine, die andere liegt an der gegenüberliegenden Küste. Gebaut wurden die Festungen als Überwachungs- und Verteidigungsorte.
Die Umgebung von Porto Covo ist der perfekte Platz um sich von der Zeit treiben zu lassen und die wunderschöne Natur zu genießen. Geschichtlich und kulturell Interessierte besuchen das nur einige Kilometer entfernte prähistorische Sines. Auch diese Stadt war ursprünglich als Fischerort bekannt, doch nach und nach hat es sich in eine Tourismus- und Industriestadt verwandelt.
Heute gibt es einen großen Hafen und ein Terminal für Öltanker, welches von großer Wichtigkeit für Portugals Wirtschaft ist. Blickt man über die Bucht, ist die Ruine einer mittelalterlichen Burg zu erkennen, welche im 16. Jahrhundert restauriert wurde. Einer der Türme ist ein kleines Museum, das an den berühmten Seefahrer Vasco da Gama erinnern soll. Der in Sines geborene Seefahrer verließ 1497 Lissabon mit vier Schiffen, um auf dem Seeweg nach Indien zu gelangen. Nach seiner Rückkehr 1499 wurde er zum Grafen der Kleinstadt Vidigueira und zum Admiral der Indischen Meere ernannt. Eine überlebensgroße Statue erinnert an den Sohn der Stadt. Das Monument steht vor der Hauptkirche São Salvador von Sines, wo der große Entdecker angeblich getauft wurde.
Das historische Zentrum von Sines erstreckt sich entlang der Klippen der Burg bis zur Festung von Revelim und bleibt trotz vieler Änderungen über die Jahre eindrucksvoll. Eine weitere sehr bekannte Kirche ist die Igreja da Nossa Senhora das Salas. Der Bau der Kirche wurde von Vasco da Gama im 15. Jahrhundert in Auftrag gegeben, der Sakral-bau wurde im 16. Jahrhundert erneuert. Der Manue-linische Stil der Eingangstore und die Steine mit Inschriften sind beim Betreten der Kirche nicht zu übersehen. Die Kirche ist als nationales Denkmal eingestuft. Jedes Jahr wird am 15. August ein religiöses Fest mit Prozessionen an Land und auch auf dem Meer veranstaltet.
Was beim Besuch der Kirche keinesfalls versäumt werden sollte, ist ein Blick in das Museum „Schätze Nossa Senhora da Salas“, welches sich direkt in der Kirche befindet. In dem Museum werden Schmuck und liturgische Instrumente ausgestellt, welche an die heilige Jungfrau Maria erinnern sollen. (Mi – So 10 h – 12:30 h u. 14:30 h – 18 h).
Text: Eva-Marie Heinrich
ESA 07/2015