Die Wanderroute um die Burg von Paderne führt durch eine Landschaft von hohem botanischem und faunistischem Interesse, in der sich die Menschen bereits vor Jahrhunderten niederließen, wie u.a. die Ruinen der Burg bekunden
Hoch oben auf dem Hügel thront die Burg von Paderne. Im Tal fließt die Ribeira de Quarteira. Die reiche Fauna und Flora führte zur Aufnahme dieser Gegend in das Naturschutznetz Rede Natura 2000. Hier leben Mauswiesel, Otter und Kleinfleck-Ginsterkatzen, Braunbrustigel und Große Mausohren. Vor allem Vögel sind hier stark präsent. Über 60 Arten kommen vor, darunter Gebirgsstelzen, Buchfinken, Amseln und verschiedene Grasmücken. Auch Greifvögel oder Zugvögel wie der Seidenreiher können gelegentlich beobachtet werden. Die genannten Säugetiere sind zwar nur nachts aktiv, aber wir sind trotzdem gespannt, denn die Route hat noch viel mehr zu bieten. Kurz vor dem Ortseingang von Paderne folgen wir dem Schild „Castelo“ und biegen rechts ab. Am Waschhaus entlang, das heute vor allem von den Campern genutzt wird, und an der Gabelung kurz danach links weiter. Die Schotterstraße ist von alten Steinmauern begrenzt und führt an Orangen- und Olivenhainen vorbei. Ein Hirte, der mit seiner Schafherde unterwegs ist, grüßt uns freundlich während die jungen Tiere uns neugierig anschauen. Nach wenigen Metern kommen wir unter der Brücke der Autobahn A22 an und stellen das Auto ab. Hier beginnt der zirka 4,5 Kilometer lange Wanderweg um die Burg von Paderne. Die empfohlene Route führt an der Gabelung nach rechts zur alten Wassermühle, die heute einer Familie als Wohnhaus dient. Hier soll man den Fluss überqueren, um entlang des rechten Ufers bis zur alten Brücke – von denen einige behaupten, dass sie römisch sei – zu wandern und von dort auf dem linken Ufer zurück zum Ausgangspunkt, mit der Möglichkeit, einen Abstecher zur Burg zu machen. Im Februar hat es jedoch heftig geregnet, so dass die Strömung sehr stark und das Überqueren vollkommen unmöglich ist. Wir beschließen daher, entlang der linken Uferseite zu wandern, dann hoch zur Burg zu steigen und auf der Nordseite wieder zum Start zurückzukehren. Das heißt: Rund um die Burg. Der Pfad entlang des Flussufers ist schmal und wegen des heftigen Regens matschig. Neben uns fließt das schlammig braune Wasser der Ribeira de Quarteira. Die Vegetation hingegen ist prächtig grün, und es blühen überall weiße kleine Blumen, die ein wenig an Schneeglöckchen erinnern, aber einen längeren Stängel haben. Die Spuren verraten uns, dass auch hier oft Hirten mit ihren Herden unterwegs sind. Wegmarkierungen sind nicht vorhanden – sie sind auch nicht nötig – dafür Infotafeln, die uns verraten, dass es sich beim Schilf um das schnellwüchsige Arundo Donax, also Pfahlrohr, handelt. Dieses in der Algarve weit verbreitete Schilfgras soll jedoch nicht heimisch sondern aus Osteuropa und Asien eingeführt worden sein. Nach der Kurve des Flusses wird das Tal schmaler. Der Fluss scheint zwischen zwei grüne Wände eingequetscht zu sein und der Pfad führt durch dichte Vegetation. Außer Mastixsträuchern wachsen hier u.a. bunt gemischt schmalblättrige Eschen, Oleander, Erdbeerbäume und Zwergpalmen sowie duftspendender Lavendel. Kurz nach Ende des „grünen Tunnelpfads“ ist das Wassergeräusch voll zu vernehmen. Grund dafür ist, dass sich der Fluss hier verengt und das Wasser unter der alten Brücke durchfließen muss. Wann diese genau gebaut wurde, steht nicht fest. In Reiseführern und Infobroschüren liest man daher „traditionell wird ihr Bau den Römern zugeschrieben“. Sicher ist man sich jedoch nicht. Der Jahrgang 1771, der über den mittleren Bogen eingraviert wurde, soll sich auf Renovierungsarbeiten beziehen. Direkt neben der Brücke sind die Ruinen einer Wassermühle zu sehen sowie die Ruinen des Müllerhauses und ein traditioneller Holzofen, der in recht gutem Zustand ist. Kurz danach folgen wir dem linken Pfad, der einen U-Bogen macht und den Hang hinauf führt. Neben den alten Gemäuern des Hauses hat man einen wunderschönen Blick auf die Brücke, die Wassermühle und die Burg. Also alle historische Bauwerke dieser Wanderung auf einem Blick. Nach dem Anstieg kommen wir an einem Gemüsegarten mit Brunnen vorbei, bevor wir an der Gabelung links abbiegen. Rechts von uns reihen sich gepflegte Grundstücke mit Oliven- und Johannisbrotbäumen und links auf dem Hügel ist die Burg immer besser zu sehen. Die Burg von Paderne soll im 12. Jahrhundert von den Almohaden gebaut worden und Teil der Verteidigungsanlage von Silves gewesen sein. Im Laufe des 13. Jahrhunderts entstand innerhalb der Mauern eine kleine Siedlung. Die Reste der öffentlichen Backöfen und der öffentlichen Bäder sind ein Zeichen dafür, dass hier eine arme Gemeinschaft eng zusammenlebte. 1248 eroberte Paio Peres und sein Santiago- Orden Paderne zurück. Oft liest man, dass an der Stelle, an der die Ruinen der katholischen Kirche zu sehen sind, früher eine Moschee stand. Doch Ausgrabungen brachten nie eine islamische Nekropole ans Tageslicht, dafür aber eine christliche. Ein Besuch der Anlage ist nicht möglich. Es lohnt sich jedoch, einmal um die Burg zu gehen. An der Ostseite hat man einen herrlichen Ausblick auf die „römische“ Brücke, den Fluss und die umliegende Landschaft und an der Südseite ermöglicht ein großer Stein einen Blick in das Innere der Burg. Zuletzt gehen wir wieder bis zur Gabelung runter, biegen links ab und kommen kurz darauf zum Ausgangspunkt zurück. Eineinhalb Stunden Wanderung in einem Naturschutzgebiet, das auch archäologisch viel zu bieten hat.
Anabela Gaspar
ESA 03/14