Die Landschaft und die Ausblicke im Monchique-Gebirge sind traumhaft schön und immer wieder einen Ausflug wert. Bei dieser fast acht Kilometer langen Wanderung gingen wir ein wenig auf Entdeckungstour, denn sie ist nicht ausgeschildert
Während meiner Studienjahre in Lissabon wohnte ich zur Miete bei einer älteren Dame, Dona Justa, die ursprünglich aus Caldas de Monchique kam. Oft saßen wir gemeinsam in der Küche und sie erzählte mir über ihr Leben im Monchique-Gebirge und in der Hauptstadt während der Diktatur des Estado Novo. Doch wenn Dona Justa heute ihr Heimatdorf besuchen würde, würde sie es nicht wiedererkennen, denn es hat sich zu einem beliebten und sogar weltweit bekannten Kurort entwickelt.
Wenn man heute im Kern von Caldas de Monchique spaziert, hört man praktisch kein Wort Portugiesisch und auch die Menschen, die man trifft, sind zu neunzig Prozent ausländische Touristen. Vor allem seit Mai 2000, als die Thermalbäder Termas de Monchique nach vier Jahren Bauarbeiten wieder eröffnet wurden, glich der kleine Ort eher einer Tourismusanlage als einem Dorf. Der Betreiber ist die Entwicklungs-gesellschaft Fundação Oriente, die die Kleinstadt vom staatlichen Pousada-Betreiber Enatour 1994 kaufte und vor dem Verfall rettete. In die Hände von Enatour fielen die Thermalbäder im Jahr 1974, nach der Nelkenrevolution im Rahmen der damaligen Verstaatlichungen. Glanz und Glorie hatte Caldas de Monchique während der Entdeckungsreisen im 15. Jahrhundert erlebt, als die kleine Ortschaft zum Ziel weltlichen und geistlichen Adels wurde. Zuvor hatten die Römer die Quellen genutzt, deren schwefelreiches, gut 32 Grad warmes Wasser, eine therapeutische Wirkung, insbesondere gegen Atemwegserkrankungen und Rheuma, haben soll.
Innerhalb des Kurortes ist es möglich einen kleinen Rundgang zu unternehmen. Die Parkanlage ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Vorbei an der Kapelle der Heiligen Teresa und an ehemaligen adeligen Residenzen, die kleinen Palästen ähneln, durch den künstlich angelegten, wild wuchernden Park, führen die Pfade an Wasserläufen, Becken und Quellen vorbei. Dazwischen Stufen aus Naturstein, Beckeneinfassungen aus Granit, Tische und Bänke, die zu einem Picknick einladen. Ein Labyrinth aus schmalen und breiten Kanälen sowie großen und kleinen Becken, die das Wasser den Hang hinunterleiten. Einer der Wasserläufe ist der Barranco do Banho, der etwas südlich von Caldas in die Ribeira da Boina mündet und dessen Verlauf wir zu Beginn der heutigen Wanderung folgen. Danach geht es weiter Richtung Süden, entlang der Ribeira da Boina, bevor wir in luftiger Höhe am Hügelkamm Richtung Norden wandern und zuletzt zurück ins Tal bis nach Caldas.
Start ist am Hauptplatz von Caldas. Wir folgen der Pflasterstraße, die aus der Ortschaft führt, passieren das Thermalhotel und die Abfüllstation des berühmten Wassers von Monchique und biegen gleich nach dieser rechts auf einen Schotterweg ab. Obwohl wir den Barranco do Banho, der rechts vom Weg verläuft, nicht sehen, ist das Plätschern des Wassers gut zu vernehmen. Die Vegetation ist dank dem feuchten und milden, subtropisch maritimen Bergklima, dem Granit-boden und den vielen Quellen und Wasserläufen, sehr üppig. Dieses Mikroklima führt auch dazu, dass hier neben der typisch mediterranen Vegetation Bäume und Pflanzen wachsen, die eigentlich in feuchteren Klimazonen zu Hause sind, wie Kiefern, Kastanien, Platanen oder Kamelien.
Hier am Bach entlang wachsen unter anderem Mimosen, Akazien, Feigen- und Eukalyptusbäume und dicht am Boden Kapuzinerkresse. Ab und zu huscht eine Eidechse über den Weg. An der Brücke angekommen (1), überqueren wir diese und biegen links ab, um nun dem Ribeira da Boina zu folgen. Der Weg scheint selten benutzt zu werden, denn er ist stark bewachsen. Auch dieser Wasserlauf ist selten zu sehen, versteckt sich unter den Erlen, deren Holz in Monchique der Herstellung der traditionellen Scherenstühle dient. Das Design dieser in Portugal cadeira de tesoura genannten Stühle war schon in der Antike bekannt. In der Algarve wurde es von den Römern eingeführt. Diese sind längst nicht mehr in der Region, doch bis heute gibt es einige Betriebe, die dieses Kunsthandwerk beherrschen. Dazu gehört José Salvador, der in seiner Casa dos Arcos in Monchique Scherenstühle unterschiedlicher Größen, mit und ohne Rückenlehne, ausschließlich aus Schwarzerle (Port.: amieiro) aus Monchique anfertigt, der für seine Haltbarkeit geschätzt wird.
Der Weg führt uns direkt an einem verlassenen Haus vorbei, vor dem ein alter Mühlstein als Tisch dient und an einer zweiten Brücke (2). Wir bleiben aber auf dem Trampelpfad geradeaus, der immer zugewachsener und schmaler wird. Ungefähr auf Höhe des Restaurants Maximino bei Pocilgais, wenn auf der linken Uferseite ein größeres Haus zu sehen ist und im Bach zwischen den Erlen ein traditionelles Holzfischerboot – wie es dort hingekommen ist und wieso werden wir nie erfahren! – nehmen wir den rechten Trampelpfad, der uns vom Bach wegführt. Die Gabelung ist fast nicht zu erkennen. Achten Sie auf eine zirka 20 cm2 große Steinplatte (3) am Boden.
Kurz darauf passieren wir eine kleine, alleinstehende Eiche und dann beginnt der Anstieg auf den rechten Hügel. Die letzten Meter geht es steil hinauf. Wir blicken auf das McDonald-Hotel und auf die kleine Ortschaft Polcilgais direkt an der Hauptstraße. Am Kamm des Hügels angekommen, folgen wir dem breiten Schotterweg nach rechts. Die Vegetation unterscheidet sich nun stark von der im Tal. Lack-zistrosen beherrschen die Hügel. Am Wegesrand blüht Tausendgüldenkraut in dunkel- und hellrosa sowie lila Schöpflavendel. Hier und da gibt es Erdbeerbäume, aus deren kleinen feuerroten Früchten der beliebte und bekannte Schnaps Medronho gebrannt wird.
Zirka 30 Minuten folgen wir diesem Schotterweg und genießen den wunderschönen Ausblick zum Fóia- und Picota-Gipfel und bis zur Küste. Dann erreichen wir eine Gabelung, an der die Wegmarkierungen von der Wanderroute Via Algarviana zu sehen sind. Wir nehmen den Weg der rechts in einen Bogen (4) führt. Nach einigen Metern erblicken wir Caldas de Monchique und während der Pfad uns erneut ins Tal führt wird die Vegetation wieder dichter. Wir überqueren erneut die Brücke und gehen zurück nach Caldas. Auf dem Rückweg passieren wir die Wasserabfüllanlage rechts, um durch die Gartenanlage des Hotels zum Hauptplatz zu gelangen. Eine Erfrischung gönnen wir uns im Hinterhof der Albergaria do Lageado. Während die anderen Café-Terrassen voll sind, herrscht hier Ruhe und es ist angenehm kühl. Von außen wirkt das kleine, einstöckige, weiß und gelb gestrichene Hotel am Parkplatz von Caldas nicht sehr einladend, aber innen ist es klassisch charmant. Genau wie Caldas de Monchique.
Text und Fotos: Anabela Gaspar in ESA 03/2018