Rundweg im Pinienwald mit Strandbesuch
Der drei Kilometer lange Trilho do Castelejo ist eine sehr leichte Wanderroute und somit für jedes Alter und alle Fitness-Stufen geeignet. Die Landschaft wechselt zwischen dichten Pinienwäldern und mit Macchie bewachsenen Hügeln, die Ausblicke bis zur Küste erlauben
Am Westende der Algarve, dort, wo das europäische Festland endet, der Atlantik beginnt und der Wind unentwegt bläst, liegt das Perímetro Florestal de Vila do Bispo. Ein fast 700 Hektar großes städtisches Waldgebiet, das sich 6 km entlang der Küste erstreckt und innerhalb des Naturschutzgebietes Parque Natural do Sudoeste Alentejano e da Costa Vicentina liegt. Dank der Nähe zum Meer herrscht in dieser wildromantischen Landschaft ein Mikroklima von besonderem ökologischen Wert. Auf den windigen Plateaus oberhalb der Felsen wachsen lediglich Wacholder und andere kleinere Sträucher, die der salzhaltigen Luft standhalten können, wie die im Mittelmeerraum heimische Ginsterart tojo-do-sul (Genista hirsuta Algarbiensis). Im Frühling bedeckt diese Pflanze aus der Familie der Hülsenfrüchtler die Landschaft mit ihrem kräftigen Gelb, das im Kontrast zu blauem Himmel und Meer noch leuchtender erscheint. Wenn die imposanten Wellen dann außer Sichtweite sind, kommen die ersten Bäume vor. Wegen des starken Windes sind sie jedoch kleinwüchsig und krumm. Erst im Schutz der Täler gedeihen sie prächtig.
Die ersten Dokumente über die Aufforstung in den Gebieten Torre de Aspa, Ademarinho und Barranco do Bispo stammen aus dem Jahr 1933. Ziel des Rathauses war damals, dieses sonst unfruchtbare Land wirtschaftlich zu nutzen und die Ortschaft vor Wind zu
schützen. Heute dient der Wald auch der Umwelterziehung, denn die Castelejo-Route wurde in erster Linie für die Schüler des
Bezirkes ausgeschildert. Hier sollen sie mehr über Flora und Fauna lernen. Andere Naturfreunde und Wanderlustige sind natürlich ebenfalls willkommen.
Die Route beginnt an einer Picknickanlage, die direkt an der Landstraße M1265 zirka zwei Kilometer nordwestlich von Vila do Bispo liegt. Der Platz im Schatten der Pinien ist gepflegt und sauber. Die Schaukeln und die Rutsche des Spielplatzes sehen aus wie neu, Holztische und -bänke sowie der Grillplatz sind im guten Zustand. Eine kleine, vor Wind geschützte Idylle, in der Groß und Klein sich nach der Wanderung stärken und ausruhen können.
Vom Picknickplatz geht es Richtung Süden. Rechts vom Weg stehen Pinien, auch Schirm-Kiefern genannt, im Tal erstreckt sich ein
großer, immergrüner Pinienwald. Am Wegesrand wachsen vor allem Lackzistrosen sowie kleinere Pflanzen wie der tojo-do-sul und eine endemische Thymianart, um die herum Tausende Libellen und Schmetterlinge fliegen. Zur Blütezeit im Frühling gewinnt die Landschaft durch den Lavendel und Orchideen wie das Kleine Knabenkraut und den Herzförmigen Zungenstendel zusätzliche Farbtupfer.
Kurz darauf verläuft der Weg zwischen einer kleinen Eukalyptusplantage und Pinien, deren Wachstum sichtlich vom Wind beeinflusst wird. Ihre Stämme und Äste biegen sich alle in eine Richtung. Zwischen den fragilen Stämmen der Eukalyptusbäume entdecken wir einige Pilze, die wir jedoch nicht zuordnen können.
Nach dem Haus des Försters, das mittlerweile dem Verfall überlassen ist, führt die Route in den Pinienwald hinein. Die Kiefern wurden erst ab 1958 gepflanzt, beherrschen jedoch mittlerweile die Landschaft. Neben Schirm-Kiefern (Pinus pinea) gibt es See- (Pinus pinaster), Aleppo- (Pinus halepensis) und Monterey-Kiefern (Pinus radiata). An manchen Stellen stehen sie so dicht, dass die Sonnenstrahlen nicht durchdringen können. Immer wieder kommen auch aus Australien eingeführte Eukalypten und Akazien vor sowie Mastixsträucher, Kermes-Eichen, Erdbeerbäume und Stacheliger Mäusedorn, die hier schon immer zum Landschaftsbild gehörten.
Unerwartet in dieser sonst trockenen Landschaft ist hingegen ein kleiner Teich, der das Zuhause von Fischen, Kröten, Fröschen und Wasserschlangen sein soll. Tiere, die sich leider nicht sehen lassen, genauso wie das Wildschwein, der Fuchs, das Mauswiesel oder der Wildhase, die ebenfalls in diesem Gebiet leben. Wer in dem Pinienwald jedoch aufmerksam lauscht, kann eventuell einen Buntspecht oder einen Eichelhäher ausmachen. Nicht so scheu sind die Kohl- oder Blaumeisen, der Grünfink, der Zilpzalp, der Stieglitz oder das Rotkehlchen, das hier den Herbst und den Winter verbringt. Vor allem das Schwarzkehlchen hat keine Scheu, gesichtet zu werden.
Wenn es dann leicht bergauf geht und wir den Pinienwald verlassen, sind die Hänge wieder mit der typischen Macchie bewachsen. Im Frühling blühen hier zwei endemische Pflanzen in Lilatönen: die Distelart Alcachofra-do-Algarve (Cynara algarbiensis) und die Hyazinthe Jacinto-vicentino (Hyacinthoides vicentina vicentina) aus der Familie der Spargelgewächse. Links vom Weg eröffnet sich der Blick bis zur Küste und zwischen zwei Hügeln erblickt man in der Ferne ein wenig vom Atlantik. Mit etwas Glück sieht man vielleicht einen Mäusebussard, einen Habicht oder einen Turmfalken am Himmel gleiten.
Kurz darauf erreicht man die Straße und folgt einem Trampelpfad, der parallel zur Straße verläuft, Richtung Osten zurück zur Picknickanlage. Wer Lust hat, kann noch über eine breite Schotterstraße zum Aussichtspunkt oberhalb der Strände Cordoama und Castelejo wandern (1,2 km) oder zu einem der weitläufigen Strände, die vor allem unter Surfern sehr beliebt sind. Bis zum Praia do Castelejo sind es 1,3 km, zum Praia da Cordoama 1,8 km. Das Restaurant am Praia do Castelejo ist zu dieser Jahreszeit noch geöffnet und der Blick auf den Strand einfach traumhaft. Neben der Landschaft kann man auch die Künste der mutigen Wellenreiter bestaunen. Zwar sind die Wellen hier nicht so groß wie bei Nazaré, aber dennoch beeindruckend wie eigentlich alles an der wilden Westküste der Algarve.
Text: Anabela Gaspar
Foto: Heinz Kegler
ESA 12/16