Der Strand Bordeira ist ein Paradies für Surfer aus der ganzen Welt. Doch nicht nur sie kommen auf ihre Kosten. Der drei Kilometer lange, feinsandige Strand ist ideal für Spaziergänge mit frischer Atlantikbrise
Der frühe Vogel fängt den Wurm und wir einen Parkplatz inmitten von Wohnwagen mit Kennzeichen aus ganz Europa. Ein bunt gemischtes Volk ist hier anzutreffen. Die meisten sind Surfer, aber auch viele Familien mit Kleinkindern suchen den Strand auf. Erstere, darunter Bodyboarder, Kite- und Windsurfer, sind wegen Wind und starkem Wellengang hier. Letztere wegen dem ruhigen Gewässer der Ribeira da Bordeira, die hier in den Atlantik fließt und ideale Bademöglichkeiten für Kinder bietet. Fluss- und Meerstrand in einem, wie bei Odeceixe weiter im Norden. Vierbeiner sind ebenfalls willkommen und haben ausreichend Platz, um sich auszutoben ohne dabei Badegäste zu stören. Selbst Mitte August muss man hier nicht um einen Platz für sein Badehandtuch kämpfen.
Vom Parkplatz aus watet man durch den kleinen Fluss, um zum nach ihm benannten Strand zu gelangen und trifft sogleich die ersten Badegäste, die es bevorzugen sich hier windgeschützt zu sonnen. Das erste was auffällt sind die imposanten Dünen. Sie verdecken den Blick zum Meer, reichen weit ins Landesinnere und bilden dort sowie im Norden und im Süden mit Halophyten bewachsene Hügel. Wir folgen dem kleinen Wasserlauf bis zu den Felsformationen des Jura am südlichsten Punkt des Strandes. Eine Steintreppe führt zu einem Holzsteg oberhalb der Felsen, der zu einem weiteren Parkplatz und zu einem Aussichtspunkt führt. Der Aufstieg lohnt sich, denn der Blick auf den weiten Strand, die imposanten Felsen und Dünen und den tobenden Atlantik ist wirklich atemberaubend. Kein Wunder, dass Residenten und Touristen von der Westküste schwärmen. Die Bezeichnung „Der wilde Westen“, die oft mit der Costa Vicentina in Zusammenhang gebracht wird,
ist in Anbetracht dieser Landschaft leicht nachzuvollziehen. Auch, dass die Gemeinde Aljezur sich mit diesem Strand 2010 beim Wettbewerb der 7 Naturwunder Portugals bewarb sowie zwei Jahre später bei dem der schönsten Strände im Land. Gewinnen konnte Bordeira nicht. Was jedoch nicht bedeutet, dass der Strand nicht traumhaft schön ist, sondern einfach, dass es in Portugal noch viel mehr wunderschöne Strände gibt. Wir verweilen ein bisschen hoch oben auf den Felsen und erfreuen unsere Seele an dieser beeindruckenden Landschaft.
Im Wasser tummeln sich fast ausschließlich Wellenreiter und auch am Strand sind sie nicht zu übersehen. Sie sitzen in kleinen Gruppen im Kreis, lauschen aufmerksam den Anweisungen der Surflehrer oder machen Trockenübungen und bieten dabei nicht selten einen lustigen Anblick. Erst wenn Handgriffe und Manöver an Land funktionieren, geht es ins Wasser. Aber dort auf dem wackeligen Brett sieht die Sache noch einmal ganz anders aus. Die meisten Surfer sind 20- oder 30-Jährige, die sich hier einen Surfurlaub gönnen. Wir entdecken aber auch 6- bis 60-Jährige im Neoprenanzug, die stolz ihr Brett tragen oder – wenn es größer als der Surfer ist – hinter sich her schleppen.
Je weiter man Richtung Norden geht, desto weniger Badegäste trifft man. Hier ist der Geruch des Meeres intensiver als an der Südküste und man ist stets vom Geräusch der aufschlagenden Wellen begleitet. Das Nordende des Strandes ist von einem leichten Nebel – oder vielleicht ist es nur die Gischt – sanft eingehüllt. Eine mystisch angehauchte Landschaft, die die perfekte Kulisse für „Herr der Ringe“ gewesen wäre. Inmitten dieser schroffen Landschaft des „wilden Westens“ entdeckt man zarte Blüten, wie die Dünen-Trichternarzissen, die zu dieser Jahreszeit blühen.
Nahe des Strandes und in Carrapateira mangelt es zwar nicht an Restaurants, doch man sollte der kleinen Ortschaft Bordeira ebenfalls einen Besuch abstatten und dort eine Stärkung einnehmen. Die Aldeia da Bordeira wurde 1465 gegründet, als der damalige Bischof von Silves, Dom Álvaro Afonso, den Bewohnern anordnete eine Kirche zu errichten. Von außen wirkt die Kirche schlicht, doch nachdem sie Anfang des 18. Jh. mehrmals renoviert wurde, ist sie innen stark von der üppigen Prachtentfaltung des Barrocks gekennzeichnet. Sowohl der Haupt- als auch die beiden Seitenaltare sind mit vergoldeter Schnitzerei verziert. Hervorzuheben ist auch die Skulptur der Schutzheiligen Nossa Senhora da Encarnação. Ein Besuch ist jedoch, wie in so vielen Kirchen und Kapellen der Algarve, selten möglich.
Dafür wird man auf dem Dorfplatz im Café Novo Canto stets herzlich begrüßt. Das Personal ist freundlich, die Snacks sehr lecker. Eine weitere Möglichkeit für eine Stärkung sind die beiden Picknickplätze an der Landstraße N 268 kurz nach Bordeira. Dort kann man im Schatten der Bäume verweilen und den Blick auf die sich am Hang schmiegenden Häuser von Bordeira und dem Pinien-wald schweifen lassen. Der 41 Hektar große Pinhal de Bordalete, inmitten der Hügel Cabeços da Bordeira, ist ein Paradies für Vogelbeobachter, denn er ist ein bedeutsamer Korridor für Zugvögel. Durch dieses Gebiet, das zum Naturschutzpark der Costa Vicentina PNSACV und zum europäischen Naturschutznetz Natura 2000 gehört, führt auch die zirka 13,5 km lange Route Von Bordeira bis zum Meer, einer der neuen Rundwege der Rota Vicentina (de.rotavicentina.com). Die Route beginnt im Dorfzentrum von Bordeira, führt durch Obstgärten, Ackerland und Weiden und den Pinienwald bis zur Nordspitze des Strandes, weiter nördlich am Felsenkamm entlang und zurück. Eine abwechslungsreiche Wanderung, bei der eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten entdeckt werden kann, aber für die es zu dieser Jahreszeit doch noch etwas zu heiß ist.
Text und Fotos: Anabela Gaspar in ESA 09/2018