Via Algarviana
Von Balurcos nach Furnazinhas
Nachdem ESA-Redakteurin Anabela Gaspar bereits mehrmals über den Wanderweg Via Algarviana berichtet hatte, beschloss sie nun sich auf den Weg zu machen, um selbst die Via zu entdecken zumindest einen Teil
Von der Planung bis zur Einweihung des Wanderweges Via Algarviana und dem Aufstellen der letzten Wegweiser vergingen mehrere Jahre. Auch ich brauchte einige Zeit, bis es endlich mit der Wanderung klappte. Insgesamt stehen Wanderlustigen 14 Strecken zur Wahl. Einige davon, weil sie 30 km lang sind, können auch in zwei Etappen zurückgelegt werden. Die Strecke, die ich gehen wollte, stand jedoch schon lange fest: Balurcos – Furnazinhas, die Heimatdörfer meiner Eltern. Mein Leben lang pendelte ich zwischen beiden Orten mit dem Auto, doch zu Fuß war es ein ganz anderes Erlebnis, das mir auch die Möglichkeit gab, die Gegend aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Begleitet wurde ich von Hugo Stumpf und Luís Vinagre. Sie sollten mich vor Wildschweinen und Füchsen schützen, mir natürlich auch Gesellschaft leisten und den Weg zeigen.
Um 9 Uhr treffen wir uns in Furnazinhas und werden sogleich herzlich durch Olivia Cavaco von der Pension Casa do Lavrador begrüßt. Ein Auto lassen wir dort stehen und fahren mit dem anderen nach Balurco de Baixo. Unser Ausgangspunkt ist neben dem Restaurant Poço Velho am alten Radbrunnen. Bevor wir starten, prüfen wir noch, ob wir auch alles Nötige dabei haben: feste Schuhe, Wasser, einen kleinen Imbiss und Regenjacke. Dann ist es soweit und wir laufen einige Meter entlang der Straße gen Westen bis auf der linken Seite eine alte Straße abgeht. Ohne Asphalt unter den Füßen und einer grünen Landschaft vor meinen Augen fühle ich mich sofort wohl und voller Unternehmungslust. Muss aber mit Sorge feststellen, dass ich bereits jetzt schon außer Atem bin. Aber ich werde nicht schwächeln! Meine Begleiter sind schließlich etwas älter als ich und scheinen mit Energie geladen zu sein.
Weiter oben müssen wir rechts abbiegen, an den Eukalyptusbäumen entlang, nach einigen Meter steht bei der Kreuzung auch schon das erste Via Algarviana Schild, das angibt, dass die Wanderung GR 2 von Balurcos bis Furnazinhas 14,3 km lang ist. Ab hier muss man aufmerksam sein, um nicht die Wegweiser zu übersehen. An manchen Stellen stehen kleine Pfähle, an anderen sind die Zeichen, welche die korrekte Richtung angeben, auf Steine gemalt. Den höchsten Punkt dieser Strecke haben wir hiermit schon erreicht: 220 Meter über dem Meeresspiegel. Nun passieren wir eine alte Steinmauer und wenige Meter weiter vorne erreichen wir die erste Gabelung mit dem ersten Wegweiser. Auf einem großen Stein finden wir die rot-weiße Markierung sowie den Richtungspfeil auf einem Holzpfahl. Der Weg verläuft weiter parallel zur Ortschaft, die auf unserer rechten Seite liegt. Wir nähern uns der Hauptstraße IC 27, die wir durch einen Tunnel queren. Gleich nach dem Tunnel geht es links hoch parallel zur IC 27 und dann rechts. Bald ist die Schnellstraße nicht mehr zu sehen und der Straßenlärm nicht mehr zu hören. Wohin das Auge reicht sehe ich nur grüne Hügel und den Himmel. Angesichts dieser Weite komme ich mir sehr klein vor. Die sonst karge und triste Landschaft ist zu dieser Jahreszeit satt grün und die Zistrosen und Mandelbäume blühen. Wir folgen den Wegweisern und erreichen in nur einer Stunde und 15 Minuten Palmeira. Innerhalb der Ortschaft finden sich die Wegmarkierungen auf den Strommasten. Ein kleiner Bach fließt durch Palmeira. Wir gehen über die Brücke, biegen rechts ab, folgen dem Wasserlauf bis zur Kurve und balancieren über die Betonstehlen. Die Menschen hier sind sehr freundlich und freuen sich, den Wanderern Tipps geben zu können. So kommt es, dass wir bei einem kleinen Plausch mit einem der Bewohner gleich darüber informiert werden, dass die Foupana, so heißt der Fluss, auf den wir nach einigen Kilometern stoßen, voll ist und wir ihn nicht überqueren können. Vor einigen Tagen hätte unser freundlicher Ratgeber deshalb eine junge Wanderin bis zu Corte Velha fahren müssen. Was er natürlich mit Freude machte. Wir wollen aber unser Glück probieren und marschieren weiter. Nun überqueren wir erneut die IC 27 und nach einer Weile deuten die Landschaft und vor allem die Steine auf dem Weg darauf hin, dass wir uns der Foupana nähern. Jetzt ist auch schon der Fluss und die Brücke zu sehen. Normalerweise müssten wir nun den Weg weiter folgen, unter der Brücke durch, entlang des Flusses und bei den Ruinen der alten Wassermühle die Hosen hochkrempeln und durch das Wasser waten. Aber ein Blick nach unten zeigt uns, dass es durch die starken Regenfälle nicht möglich sein wird, den Fluss zu überqueren. Deshalb entscheiden wir uns für die gesetzlich verbotene und radikalere Variante. Wir klettern über den Zaun, der die Straße begrenzt, laufen über die Brücke, klettern auf der anderen Seite wieder über den Zaun und gehen vorsichtig den Hang runter bis zum Fluss. Nach diesem Abenteuer müssen wir uns stärken. Wir nehmen unter einer großen Korkeiche Platz und machen eine kurze Pause. Ich nutze die Gelegenheit, um mir Notizen zu machen: Beim Bürgermeister von Alcoutim, Dr. Francisco Amaral, ein gutes Wort einzulegen, damit er an dieser Stelle ein kleine Passage über den Fluss bauen lässt oder zumindest Betonstehlen. Bis zum Fluss haben wir zwei Stunden gebraucht und zirka zehn Kilometer hinter uns gelassen.
Jetzt fehlen nur noch 4,3 km. Aber es geht steil bergauf und wegen der bereits zurückgelegten Kilometer sind die Beine wenigstens meine nicht mehr so fit. Meine Wanderkameraden scheinen hingegen nicht die Kraft verloren zu haben und gehen im selben Rhythmus weiter. Zum Glück geben mir die Fotos, die ich schießen möchte, eine gute Ausrede, um ab und an eine kleine Verschnaufpause einzulegen. Langsam beginnt die Landschaft sich wieder zu verändern. Die Hügel weichen einer mit Lack-Zistrosen bedeckten offeneren Landschaft. In geradlinigen Reihen angepflanzter Pinien strahlen grün in der Sonne und beweisen uns, dass wir nicht die ersten sind, die diese Gegend erforschen. Wir werden heute jedoch lediglich unsere Fußstapfen hinterlassen. Der eine oder andere durch Steinmauern abgegrenzte kleine Garten mit Rebstöcken und Obstbäumen verheißt, dass es bis Corte Velha nicht mehr weit ist. In der Ortschaft sind noch die traditionellen Backöfen zu sehen. Mit etwas Glück bekommt man vielleicht ein gerade frisch gebackenes Brot mit auf die letzten Kilometer. Wir verlassen das Dorf und laufen entlang der Steinmauer über die asphaltierte Straße. Aber nur für wenige Meter. Wir biegen rechts in einen Schotterweg ein, der uns bis Furnazinhas führt. Als ich in der Ferne die Ruinen der alten Windmühle sehe, weiß ich, dass wir unserem Ziel nahe sind. Etwas weiter links kann ich auch schon das Wasserreservoir erkennen. Nur noch zirka einen Kilometer und wir sind da. Statt Erleichterung empfinde ich sogar etwas Traurigkeit, dass dieses Abenteuer sich seinem Ende nähert. Das Singen eines Rothuhns reißt mich aus meinen Gedanken. Obwohl wir keine sehen, sind sie doch überall laut vernehmbar. In dieser Gegend sind auch Habichtsadler und Provencegrasmücke heimisch und im Frühling Heckensänger und Schlangenadler. Ich war jedoch so sehr in meine Wanderung vertieft, dass ich keine entdeckt habe. Vielleicht sollte ich die Tour noch einmal wiederholen. Mit diesem Gedanken erreiche ich, dreieinhalb Stunden nach dem Start, und ohne Wildschweinen oder Füchsen begegnet zu sein, das Wasserreservoir und habe Furnazinhas vor mir liegen. Unten im Dorf ist die Stimme von Senhora Olivia zu hören. Wir sind da.
ESA 04/10
Text: Anabela Gaspar
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Unter http://www.viaalgarviana.org/ ficha_sector2/ficha_sector1.html können die Karte u. die GPS-Koordinaten für diese Strecke heruntergeladen werden. Almargem, der Naturverein, der für die Via Algarviana zuständig ist, schickt Interessierten auch gerne das Wanderbuch über die gesamte Via Algarviana als PDF-Datei (jministro@almargem.org). Ansonsten kann der Wanderführer in Tourismusbüros gekauft werden
Anfahrten
Furnazinhas A22 Richtung Spanien, letzte Ausfahrt vor der Grenze (Vila Real de Sto. António, Castro Marim, Beja, Mértola), Richtung Beja/Mértola auf der IC 27, ca. 2 km nach Odeleite (direkt an der IC 27) kommt die Ausfahrt Furnazinhas/ Tenência, weitere 7,5 km bis Furnazinhas. Die Casa do Lavrador befindet sich einige Meter nach Ortsanfang an einem kleinen Platz Balurco de Baixo IC 27 Richtung Beja/Alcoutim, Ausfahrt Alcoutim, dann gleich rechts nach Balurco de Cima, die Straße entlang an Cerro und Deserto vorbei bis zum alten Radbrunnen (ca. 2 km), hier kann das Auto abgestellt werden.
Übernachtung
In beiden Orten gibt es Übernachtungsmöglichkeiten, man kann das Auto abstellen, die Wanderung unternehmen, am Ziel übernachtet, und am nächsten Tag zum Ausgangspunkt zurück wandert. Furnazinhas Casa do Lavrador Tel.: 281 495 748, Mob.: 934 251 681 Balurco de Baixo Casa de Campo Vale das Hortas, Mob.: 964 676 946 / 962 931 514
Restaurants
Furnazinhas Da es kein Restaurant gibt, kocht Olivia Cavaco von der Casa do Lavrador auch gerne für die Gäste Balurcos A Taberna do Ramos, Mob.: 962 803 673 O Poço Velho, Tel.: 281 547 052 O Tarot, Tel.: 281 547 388 Furnazinhas