Am stillen Fluss
Weit entfernt von den Massen und den Touristen-Zentren der Algarve-Küste befindet sich, in einer der ärmsten Regionen Europas, Alcoutim und sein Strand-Fluss
Alcoutim ist ein kleiner sympathischer Ort, das im Laufe der Jahrhunderte am linken Ufer des Guadiana Flusses gewachsen ist. Dort herrscht Ruhe und die Zeiger der Uhren scheinen sich langsamer zu drehen. Die engen Gassen mit den weiß gekalkten Häusern spiegeln die friedliche Seele ihrer Bewohner wider. Ein Nachmittag reicht, um Alcoutim zu besichtigen. Klein aber oho, denn es verbergen sich viele Sehenswürdigkeiten. Alcoutim liegt zwar in einer äußerst trockenen Gegend und die Sommer sind sehr heiß, doch es gibt gute Erfrischungsmöglichkeiten. Die Tapferen wagen sich in die tiefen Wasser des Guadiana. Wer die sichere Seite bevorzugt, findet im Fluss-Strand den idealen Badeort. Dieser liegt am Ufer der Ribeira dos Cadavais und ist gut ausgestattet. Es gibt eine Picknik-Zone, Bungalows, eine Bar, Duschen und WCs. Ein Bademeister überwacht stets das Wasser und bis zum 15. dieses Monats steht täglich zwischen 10 h – 18 h auch ein wassertauglicher Rollstuhl für behinderte Menschen zur Verfügung. Wer Lust auf einen Ausflug auf dem Fluss hat, kann sich ein Kanu mieten oder für 1,50 in einem Fischerboot hinüber in den spanischen Ort Sanlúcar del Guadiana fahren. Die Hauptsehenswürdigkeit des 1240 von den Christen zurückeroberten Ortes ist jedoch die Burg. Ihr dicht belaubter Garten lädt zum Ausruhen im kühlem Schatten ein. Im Burghof wurde ein Museum mit archäologischen Funden errichtet. Dort können von Artefakten aus der Altsteinzeit bis hin zu den Kanonen, mit deren Hilfe Alcoutim vor spanischen Angriffen beschützt wurde, besichtigt werden. Die Aussicht auf Sanlúcar ist wunderschön und kann heute genossen werden, ohne sich vor einer Kanonenkugel bücken zu müssen. Ebenfalls einen Besuch wert ist die Kirche São Salvador aus dem 16. Jahrhundert, eines der besten Beispiele frühester RenaissanceArchitektur in der Algarve. Die Kirche Nossa Senhora da Conceição, in der das Museum für sakrale Kunst untergebracht ist, und die Wallfahrtskapelle Santo António sind gleichfalls sehenswert. Leider sind sie nicht zu jeder Zeit geöffnet. Auskunft bekommt der Besucher im Fremdenverkehrsamt. Seit kurzem kann auch typisches Kunsthandwerk, wie die Bonecos de Juta (Bastfaserpuppen) und andere Produkte des Bezirks im Fremdenverkehrsamt erworben werden. Nicht nur das Leben hat hier einen eigenen Rhythmus. Auch die Gastronomie unterscheidet sich stark von jener der Küste. Auf keinen Fall sollte man Alcoutim verlassen, ohne in einer der Kneipen presunto, queijo und chouriço (Schinken, Käse und Wurst) der Gegend zu kosten. Die Chancen, dabei Hausgemachtes zu bekommen, sind sehr groß. Aber auch Wild, wie Wildschwein, Rebhuhn oder Hase sollte der Besucher unbedingt probieren. Weitere Spezialitäten sind Schweinefleisch, Flussfische und dicke Bohnen. Brot und Olivenöl fehlen natürlich auf keinem Tisch. Vier Tage im Jahr herrscht jedoch tolle Stimmung: Im September, während des Jahresfestes, das dieses Jahr vom 6. 10. stattfindet.
Text: Anabela Gaspar
Bereits die Wege bieten sich zum Entspannen an: Die schnellste Variante ist die Schnellstraße IC 27. Von der A22 Abfahrt Castro Marim, Richtung Mértola, ca. 25 km bis zur Abfahrt Alcoutim. Danach sind es 3 km bis zu einer Kreuzung. Über diese Kreuzung geradeaus und weitere 6 km bis Alcoutim fahren. EN 122: Ausfahrt Furnazinhas/Tenências, ca. 2 km nach Odeleite, nehmen, dann rechts abbiegen und danach ca. 17 km immer geradeaus bis zur Kreuzung fahren, die rechts nach Alcoutim führt. Für sensible Mägen sicher nicht die geeignetste Strecke, trotz der Waldbrände reizvoll. Die Straße am Guadiana entlang: in Odeleite von der IC 27 abfahren und die Straße nach Foz de Odeleite nehmen (5 km). Sobald der Guadiana zu sehen ist, heißt es: Immer dem Fluss entlang an saftig grünen Orangenplantagen und Obstgärten, die im Kontrast zur trockenen Gegend stehen. Und wer Lust hat, sich vom ruhigen Wasser des Flusses tragen zu lassen, hat die Möglichkeit von Vila Real de Santo António aus eine Bootsfahrt zu unternehmen (s. ESA 8/05).