Dipl.-Agraringenieur Dr. Gerhard Zabel war Jahre als Auslandsmitarbeiter der „Gesellschaft für
Technische Zusammenarbeit“ in Entwicklungsprojekten der ariden und semi-ariden Zonen weltweit unterwegs.
Sein letztes Projekt war das seines eigenen Landgutes nahe Silves
Dr. Zabel kam mit seiner inzwischen verstorbene Frau Uta Zabel, ebenfalls Dipl.-Agraringenieurin, erstmals vor 32 Jahren in die Algarve; damals im Auftrag der deutschen Regierung, um Portugal bei der Entwicklung ländlicher Räume zu unterstützen. Zu seinen Aufgaben gehörte die Erfassung der vorhandenen Wassereinzugsgebiete und Bodeneignungen sowie die Einführung und Planung neuer Bewässerungssysteme wie Regen- und Tropfbewässerung. Noch bevor das Projekt 1989 beendet wurde, stand für beide Agraringenieure fest, dass sie in der Algarve bleiben würden. „Wir waren so in der Gesellschaft verankert und unsere Kinder waren ja hier aufgewachsen“ erinnert er sich, „Also suchten wir ein Stück Land und sind nach dem Entwicklungsprojekt nahtlos in die Quinta da Figueirinha umgezogen“.
Einfach war es keinesfalls. Aber das Paar war es gewohnt, unter unmöglichen Bedingungen Projekte aufzuziehen und scheute daher keine Mühen. Nachdem sie das 36 Hektar große Land nahe Silves gekauften hatten, „fing die Arbeit erst richtig an“, erzählt Dr. Zabel. Die Häuser waren Ruinen, Wasser und Strom nicht vorhanden. „Genehmigungen mussten eingeholt und Anträge gestellt werden. Zuerst ließen wir einen Brunnen bohren und das Haus bauen“, erzählt er weiter, „Das war das wichtigste“. Ziel war es, einen landwirtschaftlichen Privatbetrieb mit den Bereichen Agrarproduktion und Ferien auf dem Land aufzubauen. Dafür mussten u.a. Obstbäume gepflanzt werden, da bis dahin nur Trockenlandwirtschaft betrieben worden war, und die Ruinen renoviert werden. Schritt für Schritt und im Laufe mehrerer Jahre haben sie mit viel Engagement die Quinta aufgebaut und erweitert. Daher pflegt er zu sagen, dass die Quinta sein letztes Projekt war.
Das Gut bestand aus landwirtschaftlichen Trocken- und Bewässerungsflächen sowie aus sich selbst überlassenem Areal. Um den Betrieb rentabler zu gestalten, haben sie die Erzeugnisse selbst verarbeitet und direkt vermarktet. Die Früchte wurden getrocknet und Marmeladen, Liköre und Säfte produziert. „Selbst Schnaps haben wir gebrannt“ so Dr. Zabel lächelnd.
Nachdem Uta Zabel 2002 verstarb, musste er einige Bereiche des Betriebes aufgeben. Seitdem lebt die Quinta da Figueirinha hauptsächlich vom Landtourismus. Mehrere in der Natur eingebettete und rustikal eingerichtete Ferienwohnungen stehen den Gästen zur Verfügung. Die Produktion der biologischen Zitrusfrüchte dürfte Dank einer Kooperation mit dem Projekt Pois von Mathias Kestner (s. ESA 05/14) etwas Aufwind bekommen, da die Quinta da Figueirinha dadurch bald nach Deutschland liefern wird.
Neben den bewässerten Kulturen wie Orangen, Clementinen, Grapefruit, Pampelmusen sowie den Trockenkulturen wie Mandeln, Feigen, Oliven und Johannisbrot gibt es auf dem Landgut auch einige exotische Früchte wie Annone, Avocado, Guave, Litchi, Macadamia, Nashi-Birne oder Pekanuss. Diese Exoten sind im kleinen botanischen Themengarten zu sehen, der einerseits aus Lust am Experimentieren und andererseits zur Bodenverbesserung angelegt wurde. Insgesamt gibt es zirka 40 unterschiedliche Baumarten auf dem Landgut.
Neben diesen „Experimenten“ führt Dr. Zabel, der auch Mitglied der deutschen Gesellschaft für Baumkunde und im Vorstand des Vereins Mediterranean Gardening Portugal (www.mediterraneangardeningportugal.org) ist, noch andere, die der Forschung zum Erosionsschutz und zur Waldbrandvorbeugung durch trockenresistente und schwer entflammbaren Bäume, Sträucher und Bodenbedecker dienen. Seit 2007 ist Dr. Zabel am von der EU finanzierten Projekt ZypFire aktiv beteiligt. Damals wurden zusammen mit dem portugiesischen Forstdienst 27 an der Universität Florenz gezüchtete baumkrebsfreie Zypressenklone auf dem Landgut angepflanzt. Mittlerweile sind es über 100. Deren Samen werden nach einer Zertifizierung als Saat- und Pflanzgut weiterverkauft. „Zypressen haben einen sehr hohen Brennpunkt, d.h. dass sie schwer entflammbar sind und sich daher ideal zur Waldbrandvorbeugung eignen“, erklärt Dr. Zabel. Ziel ist es, Schneisen aus Zypressen in den Wäldern anzupflanzen, um Waldbrände einzudämmen.
In den über 30 Jahren, in denen er in der Algarve lebt, hat sich Dr. Zabel zu einem wahren Algarve-Kenner entwickelt. Er verfolgte die Entwicklung der Region und nimmt aktiv und interessiert daran teil. Sein privates Dokumentationsarchiv umfasst Kartierungen der Böden und Wassereinzugsgebiete der Algarve und genaue Aufzeichnungen zu den Regenfällen und den Waldbränden seit 1982. Wenn er über die Algarve spricht, merkt man, wie wohl er sich in seiner Wahlheimat fühlt und wie viel ihm an ihr liegt.
Quinta da Figueirinha
8300-028 Silves
www.qdf.pt | Tel.: 282 440 700
Text:Anabela Gaspar
ESA 01/15