Die Menschen in der Algarve erwarten von ihren Abgeordneten, dass sie die Interessen der Region im Parlament und gegenüber der Regierung mit Nachdruck vertreten. Doch nicht alle Spitzenkandidaten, die bei den bevorstehenden Wahlen im Kreis Faro antreten, stammen aus der Region. Es fehlt ihnen der direkte Bezug zur Lebensrealität vor Ort – und damit auch die nötige Nähe, um die Anliegen der Bevölkerung glaubwürdig und effektiv zu vertreten.
Die AD-Koalition (PSD/CDS) setzt auf die derzeitige Umweltministerin Maria Graça Carvalho als Spitzenkandidatin. Sie ist in Beja geboren und pendelte beruflich zwischen Lissabon und Brüssel, war in drei Regierungen vertreten und saß zwei Legislaturperioden lang im Europäischen Parlament (2009 – 2014, 2019 – 2024). Bereits bei der letzten Wahl kandidierte mit Miguel Pinto Luz ein Politiker aus der Lissaboner Region. Der aus der Algarve stammende Cristóvão Norte, der sich in der Vergangenheit immer wieder als engagierte Stimme für die Region profiliert hat, steht erneut nur auf Platz zwei der Liste.
Auch der Bloco de Esquerda setzt mit José Gusmão zum dritten Mal in Folge auf einen Kandidaten, der nicht aus der Algarve stammt – und hier bislang auch nicht lebt. Zu Beginn dieses Jahres kaufte er eine Ferienimmobilie in der Region – ob das reicht, um die Anliegen der Menschen vor Ort glaubwürdig zu vertreten, bleibt fraglich. Gusmão ist gebürtiger Lissabonner, war zwischen 2009 und 2011 bereits Parlamentsabgeordneter, arbeitete danach als Assistent im Europäischen Parlament und war dort zwischen 2019 und 2024 auch selbst als Abgeordneter tätig.
Chega schickt erneut Pedro Pinto ins Rennen. Der 47-jährige Abgeordnete stammt aus Lissabon und lebt in Portalegre – ebenfalls weit entfernt von der Algarve, die er nun im Parlament vertreten soll. Anders die Sozialistische Partei (PS): Sie vertraut auf Kontinuität und geht erneut mit Jamila Madeira, Jorge Botelho und Luís Graça ins Rennen – alle drei sind in der Algarve verwurzelt und sitzen derzeit bereits für die Region im Parlament. Die CDU (PCP/Grüne) nominiert Carina do Carmo, die seit 1997 in Faro lebt und als Literatur und Kulturwissenschaftlerin arbeitet. Für die Liberalen der Iniciativa Liberal tritt Daniel Viegas an. Er wurde in Deutschland geboren, lebt aber seit seinem 16. Lebensjahr in der Algarve und hat einen Abschluss in Wirtschaft an der Universität der Algarve gemacht. Livre präsentiert Carla Sofia do Carmo, Ingenieurin und wohnhaft in Tavira.
Bei der letzten Parlamentswahl 2024 konnten lediglich drei Parteien Sitze im Wahlkreis Faro erringen: PS, Chega und die AD-Koalition stellten jeweils drei Abgeordnete. Die übrigen Parteien blieben ohne Mandat.