Seit nunmehr 36 Jahren unterstützt die von deutschen Residenten in Carcavelos nahe Lissabon ins Leben gerufene Wohltätigkeitsorganisation ABLA bedürftige Menschen. Doch Covid-19 erschwert die Erfüllung ihrer Mission
Als 1976 infolge der Nelkenrevolution die portugiesischen Kolonien in die Unabhängigkeit entlassen wurden, kam es zu Unruhen in diesen Ländern. Dies führte zu einem enormen Flüchtlings- und Rückwanderungsstrom nach Portugal. Doch das Land und dessen Arbeitsmarkt waren diesem Bevölkerungsanstieg nicht gewachsen und so lebten Tausende der arbeitslosen Einwanderer in Armut. Die dramatische Lage der Flüchtlinge in Vale de Jamor bei Lissabon veranlasste 1984 eine Gruppe Deutscher dazu, eine humanitäre Organisation zu gründen, die längerfristig und umfassender für die Unterstützung dieser Familien sorgen sollte. Seitdem strebt die Associação de Beneficiênca Luso-Alemã, kurz ABLA, an, humanitäre Aktionen für benachteiligte, ethnische Minderheiten zu entwickeln und bedürftige Menschen zu unterstützen. Der Aufgabenbereich der Hilfsorganisation wurde erweitert, als sich im Jahr 2011 die ohnehin schon prekäre wirtschaftliche Lage des Landes verschärfte und die Auswirkungen der Finanzkrise auch zunehmend portugiesische Familien mit niedrigem Einkommen sowie Familien mit Migrationshintergrund trafen.
Die Serviceleistung des Vereins umfasst Kinder- und Jugendbetreuung, eine Tagesstätte und ambulante Pflege für Senioren, Frauenhäuser, psychologische Betreuung sowie ein Büro zur Unterstützung von Sozialleistungsempfängern. Letzterem gelang es 2019 durch Einwirkung in den Bereichen Arbeitssuche, Erziehung, Gesundheit, Wohnen, soziale Unterstützung und Organisation des Alltags, 61 Familien in die finanzielle Unabhängigkeit vom Staat zu entlassen. Dieses Jahr waren es bis zum Lockdown im März acht Familien, danach weitere 23.
Fast 400 Kinder und 247 Jugendliche besuchen die Zentren von ABLA, darunter gefährdete, die von staatlichen Behörden wie der Kommission zum Schutz von Kindern und Jugendlichen (CPCJ) an den Verein weitergeleitet werden. Eine wichtige sozioökonomische Rolle im Leben vieler Kinder und Familien, die ABLA begleitet, spielt das Patenschaft-Programm. Durch einen monatlichen Beitrag ab € 28 sichert der Pate dem Kind eine wichtige Unterstützung. Der Betrag wird überwiegend zur Anschaffung von Schulmaterial, Bezahlung von Kindergartenkosten oder Medikamenten verwendet. Das, was man als einen geringen Betrag einstufen könnte, macht den kleinen Unterschied im Alltag dieser Familien. Im Jahr 2020 wurden 59 Kinder von Paten unterstützt, 41 davon sind nationale Bürger, die restlichen 18 kommen aus Deutschland. Bedürftige Familien erhalten auch durch ABLAs soziale Hilfeabteilung direkte Unterstützung. Zu den Dienstleistungen zählen Beratung und Begleitung, soziale Apotheke, Verteilung von Lebensmitteln in Zusammenarbeit mit der Banco Alimentar sowie das „Operationelle Programm zur Unterstützung bedürftiger Menschen” für besondere Notfälle.
Der Verein setzt sich auch außerhalb Portugals Grenzen für Bedürftige ein. Auf der Ilha das Galinhas (Hühnerinsel) in Guinea-Bissau gründete ABLA zusammen mit der lokalen Nichtregierungsorganisation Central Social zwei Schulen. Eine in Ambancana mit 224 Kindern und eine in Amitite mit 160. Eine weitere Schule wurde auf der Insel Soga gegründet. Auf der Hühnerinsel wurde zudem ein Dorfbrunnen in Ambancana zu einem geschlossenen System umgebaut und mit einer Solarpumpe ausgestattet. Dadurch konnte die Verschmutzung des Brunnenwassers verringert und somit Krankheiten verhindert werden. Für die Versorgung der Schulkinder mit Trinkwasser wurden die Schulen mit Wasserfilter ausgestattet. Mit dem Blick stets auf die Zukunft gerichtet und um Jugendlichen nach ihrem Schulabschluss weitere Perspektiven vor Ort zu eröffnen, hat ABLA zusammen mit einem lokalen Team ein Konzept zur Fischverarbeitung auf der Hühnerinsel erstellt. Dieses Projekt bietet die Chance zukünftig unabhängig von Spendengeldern zu arbeiten. In einer ersten Phase soll mit einer Kleinproduktion begonnen werde, um die Vertriebswege und die Wirtschaftlichkeit zu testen. Zudem unterstützt ABLA regelmäßig Missionsprojekte in Brasilien und Mexico.
Die Wohltätigkeitsorganisation trägt sich durch vertraglich abgesicherte, staatliche Unterstützung, durch Privat- und Firmenspenden sowie durch die Entwicklung eigener Initiativen. Eine weitere Möglichkeit die Organisation zu unterstützten besteht darin, den Urlaub oder Kurzaufenthalt im Gästehaus von ABLA in Carcavelos zu verbringen. Der hieraus entstehende Erlös kommt der sozialen Tätigkeit von ABLA zugute.
Die Pandemie hat ABLAs Tätigkeit erheblich erschwert, denn die Organisation sieht sich mit mehr Hilfsanträgen konfrontiert, hat aber weniger Einnahmen. „Die meisten Väter der von ABLA betreuten Kinder sind arbeitslos und die Mütter arbeiten als Reinigungskräfte ohne Arbeitsverträge. Während des Lockdowns hatten sie keine Arbeitsmöglichkeiten und kein Recht auf Arbeitslosengeld. Auch nebenberufliche Aushilfstätigkeiten konnten aufgrund der Kontaktbeschränkung nicht ausgeführt werden“, nennt Winfried Glinka, Vorsitzender der Mitgliederversammlung von ABLA, als Beispiele. Die mageren Haushaltsbudgets wurden noch knapper und die Familien sahen sich gezwungen Hilfe zu suchen. Vermehrt gingen auch Anfragen bezüglich Nahrungsmittel ein und aufgrund von Home-Schooling mussten Computer für viele Kinder und Jugendliche angeschafft werden.
Die Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 verhindern aber die Veranstaltung von Initiativen zur Spendensammlung wie Basare oder Lebensmittelsammlungen und im Gästehaus von ABLA wurden zu Beginn der Pandemie alle Buchungen storniert. „Erst Ende Juli und im August wurde eine Zimmerbelegung von circa 50 % erzielt. Gruppenbuchungen von Gesangsgruppen oder Pastorenkonferenzen aus dem Aus- und dem Inland wurden jedoch alle storniert“, so Winfried Glinka. Auch die persönliche Betreuung, die ABLA bei Familien leistet, ist stark eingeschränkt. Hausbesuche, die einen wichtigen Bestandteil dieser Hilfe darstellen, sind wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie überhaupt nicht möglich.
Spendenkonto
Associação de Beneficência Luso-Alemã
IBAN: PT50 0035 0584 00028777431 34
SWIFT: CGDIPTPL
Text: Anabela Gaspar in ESA 12/2020
Fotos: ABLA