Mattes Matoú malt die Welt, wie sie ihm gefällt, das heißt, wie Kinder sie malen. Seine farbenfrohen Bilder strahlen eine positive Energie aus, die jeden, der an der Festung Almádena vorbeiläuft, anzieht. So erging es mir
Unterwegs auf einer Klippenwanderung kann man viel entdecken und erfahren. Mit dieser Begegnung hatte ich jedoch nicht gerechnet. Direkt vor der Festung Almádena steht ein kleiner blauer Pkw mit offenen Türen, die den Blick auf kunterbunte Bilder freigeben. Die Festung ist sofort Nebensache. Ich muss die Bilder aus der Nähe betrachten und mehr zu ihrem Maler erfahren. Mattes Matoú, legt auch sofort den Pinsel aus der Hand und steigt lächelnd aus dem Auto. Seit fast zehn Jahren nennt er die Algarve sein Zuhause und diesen Parkplatz sein Atelier. Zuvor lebte er in Hamburg und konnte, wie er gut gelaunt und ohne jegliches Bedauern zugibt, sich nicht in der Kunstszene profilieren.
Mattes ist in einer Künstlerfamilie und mit der Staffelei aufgewachsen. Mit nur elf Jahren hatte er seine erste Ausstellung im Museum für Völkerkunde in Hamburg. Doch in seiner – wie er es nennt – Prägungsphase wollte er nicht in die Fußstapfen des Vaters, der selbst Maler war, treten und wehrte sich gegen das Elternhaus. Er schlug die kaufmännische Richtung ein, machte sich früh selbstständig und gründete ein Unternehmen. „Und dann lebte ich ein Leben mit allen Anforderungen. Familiengründung und Kind, zigmal umziehen, immer schöner, immer besser, immer größer. Irgendwann kam die Scheidung und ich habe mein Kind alleine aufgezogen. Dann dachte ich mir, das kann es doch noch nicht gewesen sein“, fasst Mattes zusammen. Er nahm erneut den Pinsel zur Hand, malte Landschaftsbilder in Öl und Aquarell und auch viele Auftragsbilder. „Zwar konnte ich davon leben, aber die Arbeit war sehr unkreativ und machte nicht wirklich Spaß. Es war Malen für das Geld, reines Handwerk. 2010 hatte ich dermaßen die Nase voll, dass ich einen Schlussstrich zog, Hamburg den Rücken kehrte und weiter südlich in ein Waldgebiet zog.“ Doch auch dort blieb er nicht lange. „Ich musste meine Bleibe verlassen, hatte in Hamburg alles aufgelöst und verkauft. Mein einziges Eigentum war ein altes Wohnmobil. Da mein Sohn bereits unabhängig war, dachte ich mir, hier hält mich nichts mehr, und beschloss Richtung Süden bis ans Ende Europas zu fahren.“ So kam es, dass Mattes zuerst am Praia do Barranco und später am Boca do Rio landete.
Hier fing Mattes im Rahmen von Workshops an, mit Kindern aus aller Welt am Strand zu malen. „Jeder bekam einen Pinsel in die Hand gedrückt und wir malten zusammen. Den Kindern machte es einen Riesenspaß und ich entdeckte wie wunderschön ihre Motive waren“, erinnert er sich. „Egal aus welchem Land sie kommen oder ob die Tiere und Menschen anatomisch korrekt dargestellt werden, es sind stets fröhliche zweidimensionale Zeichnungen. Zwar fehlen oft Nase und Ohren, aber jedes Gesicht hat ein breites Grinsen. Um diesen Eindruck, den die Kinder einem Bild verleihen, geht es mir. Um diese Naivität“, so Mattes. Die Motive, die die Kinder zu Beginn der Workshops mit einem schwarzen Stift auf einen Zettel zeichneten, fand Mattes so schön, dass er sie nicht wegwerfen wollte, obwohl er damals noch keine Vision hatte, dass sie künstlerisch umgesetzt werden könnten. Mittlerweile hat er über 500 Kindermotive gesammelt. „Das ist ein großer Schatz, aus dem heraus ich arbeite. Ich setze diese Kindermotive authentisch und Millimeter genau in meinen Skizzen um und mache daraus diese zauberhaften Bilder“.
Mattes betrachtet sich dabei als eine Art Übersetzer der Kindermalerei. „Die Kunst ist das Medium, um die einfachen Zeichnungen der Kinder in die Erwachsenensprache umzusetzen. Die einfache Kindersprache ist uns vielleicht fremd. Aber wenn ein Künstler diese auf seine Art umsetzt, dann kommt etwas dabei heraus, dass unser Herz und unsere Seele berührt“, erklärt er.
Er ist überzeugt, auf dem richtigen Weg zu sein und mit seiner Kunst Menschen erreichen und glücklich machen zu können. Er selbst sei in der Algarve zur Ruhe gekommen, habe hier seine Spiritualität entdeckt und gelernt angst- und sorgenfrei zu leben. „Ich lebe in den Tag hinein und bin völlig glücklich. Ich muss daher auch nicht jedem, der sich hier die Ausstellung anschaut, ein Bild verkaufen. Eigentlich möchte ich sie verschenken, aber ich bin noch nicht so weit, dass ich ganz ohne Geld leben kann, also bitte ich um eine Unterstützung, damit ich hier weitermachen kann. Ich möchte, dass derjenige, der ein Bild ersteht, entscheidet, wieviel es ihm wert ist.“
Mattes Matoú
Parkplatz
Forte de Almádena
Mo – Fr 12 – 15 Uhr
(wetterabhängig)
Mob.: 960 496 871
Text und fotos: Anabela Gaspar in ESA 11/2020