Schon im frühen Alter stand für Anke Kuckuck fest, dass sie schreiben will. Nach vielen Jahren als Autorin verschiedener Genres, verwirklichte sie vor Kurzem ihren Kindheitstraum und veröffentlichte unter dem Pseudonym Ester Ette einen Roman
Anke Kuckucks Erstlingsroman „Die Creole“ kam im März 2020 auf den Markt. „an der Story habe ich bestimmt sieben Jahre gebastelt“, erzählt Anke gut gelaunt bei einem galão und pastel de bacalhau. „Eigentlich sollte es eine Kurzgeschichte werden, die ich in Arroteia bei Tavira zu schreiben begann. Doch die Geschichte gewann ein eigenes Leben. Plötzlich nahmen die Figuren Gestalt an und gingen ihren Weg. Das ließ mich nicht mehr los und ich dachte, mal schauen, was passiert. Da ich beruflich tätig bin, dauerte es eben etwas länger“, erklärt sie weiter.
Das Schreiben ist ihr Lebensweg. Zunächst als Redakteurin bei der Zeitung, in die sich ihr Vater jeden Morgen vertiefte. „Ich hatte stets das Gefühl, dass ihm das wichtiger war als meine Wenigkeit. Also wurde ich Redakteurin bei genau dieser Zeitung, um ihm täglich in Form von Zeitungsbeiträgen zu begegnen“, erinnert sie sich. Im Laufe der Jahre schrieb Anke auch Lieder, Geschichten, Satiren, Werbetexte und Sachbücher, war freie Rundfunkjournalistin und wagte sich nun in die Belletristik.
Aber es war nicht nur ihre berufliche Tätigkeit, die die Herausgabe von „Die Creole“ hinauszögerte. „Die Figuren haben so viele Geheimnisse, Tabus und Nichtgesagtes hervorgebracht, dass ich auch wirklich lange daran gearbeitet habe, bis die ganze Aufklärung ausgearbeitet war“, begründet sie. Die Hauptdarsteller sind die beiden Schwestern Martina und Susanne sowie Marko, der Mann, in den sich beide verliebten. Man begegnet vielen anderen Personen und blickt auf die Geschichte der Schwestern zurück. Insofern gibt es nicht nur viele Charaktere, sondern auch zeitliche Sprünge, die der Leser zu bewältigen hat. Aber keine Sorge: Es gibt eine Auflistung aller Figuren, die dabei hilft zu verstehen, wer zu wem im Verhältnis steht.
Ein spannendes Familiendrama über Generationen hinweg, das in Deutschland, Südafrika, Goa, England und Portugal spielt. „Der rote Faden ist immer Portugal und der Leser lernt auch ein bisschen über Portugals Geschichte“, so Anke, die an all den Orten persönlich war. Spielort in der Algarve ist aber nicht Arroteia, wo Anke seit über 30 Jahren regelmäßig zu Besuch ist, sondern ein von ihr erfundener Ort, in dem sie zwei oder drei Orte der Ostalgarve zusammenfügt. „Ich liebe es in meinen Geschichten zu reisen – sowohl was Menschen als auch Zeiten und Locations angeht. Und diese war eine sehr spannende Reise. Natürlich hat man eine Dramaturgie im Kopf, aber ich staune immer wieder, wenn ich sehe, wo mich meine Charaktere hinführen und wie die Dinge dann plötzlich zusammenhängen“, erklärt die Autorin.
Derzeit ist Anke erneut auf literarischer Reise. Dieses Mal mit einem 70-jährigen gut situiertem deutschen Ehepaar, das mit dem Wohnmobil durch Europa unterwegs ist und in Portugal landet. Das Buch fängt an mit den Worten der Frau: „Jetzt will ich fahren“. „Und damit beginnen gleich die Probleme, weil der Mann seiner Frau das Steuer des Wohnmobils nicht überlassen will. Im Grunde weiß man dann schon, wo die Knackpunkte zwischen ihnen liegen“, verrät Anke, die selbst in jüngeren Jahren einige Male mit einem umgebauten LKW bis nach Nepal auf Tour war. Inspiriert hat sie eine Freundin, die mit ihrem Mann oft im Wohnmobil unterwegs ist und Anke davon erzählt. „Ich habe ihr Mal gesagt, dass man darüber ein Buch schreiben sollte, und nun sitze ich tatsächlich dran, traue mich aber nicht es ihr zu zeigen“, gibt sie schmunzelnd zu. Das Buch soll 2022 erscheinen. Anke verspricht viel Abenteuer und tragisch-komische Geschichten, die für unterhaltsame Lektüre sorgen. „Ich jedenfalls muss beim Schreiben oft kichern“, so Anke.
Zuletzt verrät uns die Autorin, welche -Bedeutung die Creole für die Geschichte ihres Erstlingsromans hat. „Gemeint ist der Ohrring, der nicht nur Schmuckstück ist, sondern auch in der Seefahrt eine besondere Rolle spielte: Seemänner ließen in den goldenen Ohrring ihre Initialen eingravieren, um – falls sie tot an Land gespült werden – namentlich beerdigt werden zu können. Gleichzeitig diente das Schmuckstück zur Zahlung der Beerdigung. Susanne jedenfalls – eine der drei Hauptfiguren – hat eine seltsame Affinität zur Seefahrt, die sie unaufhaltsam an viele Ufer der Welt spült und immer wieder nach Portugal treibt. Martina, ihre ältere Schwester, benutzt die Creole, um ihre Schwester in die Flucht zu schlagen.“
Die Creole
Sehnsuchtsort Portugal. Für Susanne ist es die Ostalgarve zwischen Faro und Tavira, wo sie nach einer Odyssee durch Südafrika und auf den Spuren der portugiesischen Seefahrer ihr Zuhause findet. Dort trifft sie als junge Frau auf die Liebe ihres Lebens: Marko, der Aussteiger aus Berlin, der es sich an der Ostalgarve mit allerlei Geschäften und Affären eingerichtet hat. Portugal und diese Liebe lassen sie ihr Leben lang nicht los, obwohl sie von ihrer älteren Schwester Martina verletzt, betrogen und verjagt wird. Denn Martina hat sich in denselben Mann verliebt und weiß: Dieses Mal wird sie sich nicht hinten anstellen. Die Schicksale dieser drei Menschen führen die Leser in den Norden Südafrikas, in das indische Touristenparadies Goa, in die Geschäftswelt des Kunsthandels nach London, in die Metropole Berlin und verknüpfen sich auf nahezu magische Weise immer wieder mit Portugal. Ein Generationendrama, in dem das Verdrängte, Verheimlichte und Verleugnete zurückkehrt und sich rächt. Eine Familiengeschichte vor dem Hintergrund umwälzender Ereignisse der deutschen Geschichte. Trotz der tragischen Verdichtung kommt der Stoff leichtfüßig daher, Personen werden liebevoll über ihren Bezug zu den Dingen des jeweiligen Kulturraums dargestellt.
Ein spannendes, packendes Lesevergnügen.
Text und Foto: Anabela Gaspar in ESA 12/2021
Die Creole
von Ester Ette
Verlag epubli
ISBN 978-3-750282667
536 Seiten
Taschenbuch € 16.99
E-Book € 9,99
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