An Bord der Gageiro, zu Deutsch Ausguck, hat man stets Land in Sicht. Und zwar die beeindruckende Küste der Algarve, mit ihren imposanten Felsen, malerischen Buchten und Sandstränden
Ein Segeltörn an Bord des Gaffelseglers -Gageiro entlang der atemberaubenden Felsenküste der Algarve kann lebensverändernd sein. Das ist keineswegs übertrieben. Jana und Fernando dos Santos bestätigen die Aussage. Das junge, sympathische Paar aus Eppingen war so beeindruckt, dass es beschloss in die Algarve zu ziehen und das Traditionsschiff zu übernehmen. Anfang dieses Jahres erfüllten sie sich ihren Lebenstraum und bieten ihren Gästen nun – in lockerer Atmosphäre – unvergessliche Urlaubstage. Die Besatzung mag neu sein, der Segler blickt jedoch auf eine ereignisreiche Vergangenheit zurück. Er wurde 1926 in Portugal aus Teak- und Pinienholz zur Verschiffung von Portwein gebaut, wiegt 18,6 Tonnen, ist 14,85 Meter lang und 4,90 Meter breit und hat einen Tiefgang von etwa 1,5 Metern. In den 90er Jahren wurde die Gageiro liebevoll restauriert und mit Kabinen und Kojen ausgestattet. Seitdem begeistert sie zahlreiche Gäste auf Tages- und Mehrtagesfahrten.
Wir gehen im Yachthafen von Portimão an Bord und fahren, nach einer kurzen, humorvollen Begrüßung durch Fernando, unter Motor auf dem Arade-Fluss hinaus auf den Atlantik. Nachdem wir den weitläufigen Strand Praia da Rocha, den Praia dos Três Castelos, den Praia do Vau und den Praia do Alemão passiert haben, erreichen wir die weit ins Meer reichenden, bizarren Felsformationen der Ponta João de Arens. Die Küste ist hier stark zerklüftet und fast nicht bebaut. Während am Praia da Rocha die Hochhäuser in den Himmel ragen, sind hier lediglich zwei private Villen in die Landschaft eingefügt. Hoch oben auf den Felsen liegt ein dicht bewachsener Pinienwald, der die goldenen und rötlichen Felsformationen noch weiter hervorhebt und der Landschaft einen besonderen Reiz verleiht. Die durch das Meerwasser, den Regen und den Wind verursachte Erosion führte im Laufe der Jahrhunderte zu bizarren Gefügen, die uns immer wieder staunen lassen. Bei vielen könnte man meinen, dass ein Bildhauer am Werk war. Ihre rötliche Färbung haben die Felsen der Oxidation des Kalksandsteins zu verdanken. Die kleine Insel vor der südlichsten Spitze der Ponta João Arens haben Möwen zu ihrem Reich erklärt. Inmitten dieser idyllischen Landschaft gehen wir vor Anker. Das smaragdgrüne Wasser lädt zu erfrischendem Baden ein und die Kinder sind die ersten, die hineinspringen.
Mit einer Höchstgeschwindigkeit von neun Knoten geht der Ausflug weiter Richtung Westen, am Praia dos Três Irmãos, Praia de Alvor und Meia Praia vorbei. Ziel ist die weltweit berühmte Ponta da Piedade bei Lagos, deren Strände laut der Journalistin Suzy Strutner von der US-amerikanischen Huffington Post die schönsten der Welt sind. Die Landschaft, mit ihren bizarr geformten Felsen, die bis zu 20 Meter empor ragen, in Kontrast zu dem kristallklaren Wasser, bildet ein wahres Postkartenmotiv, das viele Bildbände und Reiseführer der Algarve schmückt. Die ohnehin wunderschöne Landschaft gewinnt noch weiter an Bedeutung durch die anzutreffenden Vogelarten, die dazu führten, dass die Ponta da Piedade zum Besonderen Vogelschutzgebiet erklärt wurde. Auf den alleinstehenden Felsen im Wasser nisten Wanderfalken, Raben, Dohlen, Alpen- und Fahlsegler. Zu den hier zu beobachtenden Wasservögeln zählen Basstölpel, Schmuckreiher, große Raubmöwen, Mittelmeermöwen und Brandseeschwalben. Dies ist auch einer der wenigen Orten in Portugal, an denen man noch Felsentauben in verwilderter Form beobachten kann. Allerdings ist dieses Gebiet im Hochsommer sehr touristisch. Im Wasser tummeln sich zahlreiche Boote, die Urlaubern die geheimnisvollen Grotten und Höhlen zeigen. Zudem sind viele Touristen mit Kajak oder Stand-up-Paddle unterwegs. Kurz gefasst: Es herrscht reger Verkehr. Daher halten Jana und Fernando für eine Verstärkungspause nicht direkt vor der Ponta da Piedade, sondern ein wenig weiter westlich an. Auf bunt bemalten Tontabletts, deren Form der eines Schiffsrumpfes ähnelt, präsentiert Jana liebevoll hergerichtet verschiedene Brotsorten, unter anderem aus Johannisbrotmehl, Chamuças, etwas scharfe mit Hackfleisch und Gemüse gefüllte frittierte Teigtaschen, die ihren Ursprung in Indien haben, sowie Käse und Schinken, die traditionellen in Knoblauch und Olivenöl eingelegten Karotten, Oliven, Tomaten und frische Thunfischpaste. Ein wahrer Schmaus, zu dem es portugiesischen, vollmundigen Rotwein gibt. Keine Sorge! Auch alkoholfreie Getränke sind mit an Bord.
Dann werden die Segel gesetzt und wir lassen uns – wie die portugiesischen Seefahrer zu Zeiten der Entdeckungsreisen – die übrigens von Lagos aus starteten – vom Wind zurück nach Portimão tragen. Zeit sich an Deck zu entspannen, die frische, leichte Atlantikbrise auf der Haut zu genießen und der leise im Hintergrund spielenden instrumentalen Musik zu lauschen.
Gageiro Sailing Portimão
Jana & Fernando dos Santos Coelho
Mob.: 964 600 008
sailing@gageiro.com
www.gageiro.com
FB: Gageiro Sailing – Portimão
Text: Anabela Gaspar in ESA 08/2018
Fotos: Anabela Gaspar, Pedro Queiroga